Seit langem bestehen Zweifel an der Richtigkeit der amtlichen Statistik über den Anteil alkoholbedingter Unfälle an der Gesamtheit der Strassenverkehrsunfälle. In den USA wurde in einer Studie festgestellt, dass die Zahl tödlicher Verkehrsunfälle um ca. 47 Prozent gesenkt werden könnte, wenn sich kein Fahrer mehr alkoholisiert ans Steuer setzte. Eine frühere Untersuchung von 300 tödlichen Verkehrsunfällen (VKU) im Saarland 1976 ergab eine Dunkelziffer, die den wahren Wert als doppelt so hoch wie den offiziell bekannten annahm. Auf der Grundlage der tödlichen VKU aus dem Saarland der Jahre 1988-90 konnten diese alten Ergebnisse im wesentlichen bestätigt werden. Die für die Fragestellung wichtigen Daten wurden aus den Unfallmeldeblättern der Schutzpolizei extrahiert, in einem Teil der Fälle durch Nachbefragung überprüft. Nur bei etwa jedem vierten an einem tödlichen Unfall beteiligten Verkehrsteilnehmer wurde eine Blut- oder Atemalkoholbestimmung durchgeführt. Es besteht der berechtigte Verdacht, dass bei den übrigen 75 Prozent noch zahlreiche unentdeckte Fälle von Alkoholisierung zu finden sind. Somit muss nicht nur jeder fünfte Verkehrstote, sondern etwa 40 Prozent aller VKU-Opfer dem Alkohol angelastet werden. Gründe für die ungenügende Erfassung dieser Fälle sind unter anderem die durch ministerielle Erlasse der alten Bundesländer nicht zwingend vorgeschriebene Blutprobe bei tödlichen Unfällen, politische Vorhaltungen und Unsicherheiten der Verdachtsdiagnose. Titel in Englisch: Alcoholic impairment as a cause of fatal road accidents: are the official records correct?
Abstract