Die Erkenntnisse zu regelmaessigen, alterstypischen Veraenderungen spezifischer Verhaltenshintergruende sollen in Verbindung gebracht werden mit der systematischen Beobachtung des konkreten Fahrverhaltens und der Analyse altersspezifischer Unfallmuster. Dem nachlassenden Sehvermoegen kommt die hoechste Bedeutung der alterstypischen Veraenderungen zu. Bei hohen und komplexen Leistungsanforderungen steigt die Gefahr der Ueberforderung vor allem dann, wenn diese schnell geleistet werden muessen. Beeintraechtigungen finden sich gerade beim Umgang mit neuen Situationen und neuen Problemen. Eine in ihren Auswirkungen problematische Diskrepanz findet sich zwischen dem Fremdbild und dem Selbstbild aelterer Kraftfahrer: Uebersteigt die subjektiv wahrgenommene die objektiv gegebene Leistungsfaehigkeit, waehnen sie sich in Sicherheit; wird der aeltere Kraftfahrer stereotyp diskriminiert, so ergeben sich hieraus zwangslaeufig Konflikte zwischen den Generationen. Problematisch kann sich auch die intensive Medikation aelterer Menschen auf ihre Leistungsfaehigkeit auswirken. Zur Pruefung, ob sich die genannten Aenderungen im Leistungsvermoegen beim aktiven Fahren bemerkbar machen, sind Fahrversuche angezeigt. Verschiedene Untersuchungen haben unter anderem folgendes gezeigt: Auf Autobahnen und Landstrassen fuhren die Aelteren im Mittel langsamer als die 40- bis 50-Jaehrigen. Vermehrte Probleme bereitete die Bewaeltigung komplexer Situationen. Deutliche Unterschiede zeigten sich im Stadtverkehr: Aeltere naeherten sich Kreuzungen und Einmuendungen langsamer, ab 65 Jahren zeigte sich vermehrt unsicheres Verhalten in Knotensituationen. Aeltere Fahrer verletzten haeufiger die Rechts-vor-Links-Regelung. Von ueber 70 Jahre alten Fahrern wurde haeufig eine "rot" zeigende Ampel nicht beachtet. Typisch fuer Unfaelle aelterer Menschen sind Unfaelle an Kreuzungen und Einmuendungen, bei denen sie die Vorfahrt missachten. Entsprechende Folgen hat dies auf die Art der Beschaedigung der an den Kollisionen beteiligten Fahrzeuge.
Abstract