Nachdem sich strengere Gesetze und schärfere Überwachung zur Hebung der Verkehrssicherheit als unzureichend erwiesen hatten, mussten neue Wege gefunden werden, die Einstellungen und das Verhalten der Verkehrsteilnehmer positiv zu beeinflussen. Die erste große Kampagne des Deutschen Verkehrssicherheitsrates (DVR) mit dem Slogan "Hallo Partner - danke schön" propagierte den Klimawechsel im Verkehr und ist ein gutes Beispiel für die Notwendigkeit von Anreizsystemen im Verkehrssicherheitsmarketing. Die Kampagne bediente sich damaliger gesellschaftlicher Entwicklungen, um ein soziales Problem anzugehen (zum Beispiel "Miteinander statt gegeneinander"): Sich als Partner im Strassenverkehr zu erweisen, war Anreiz genug, Einstellungen oder gar Verhalten zu ändern. Auch in den folgenden Kampagnen des DVR wurde mit (zum Teil auch kommerziellen) Anreizen gearbeitet. Das Konzept zum Thema "Fahr und spar mit Sicherheit" wird beispielsweise Fuhrparks angeboten zur Reduzierung der Kosten mittels vernünftiger Fahrweise. Ein anderes Anreizsystem wurde zur Vermeidung alkoholbedingter Verkehrsunfälle junger Erwachsener geschaffen: An junge Leute wurden persönliche Briefe versandt mit der Bitte um Mithilfe bei der Vermeidung von Fahrten unter Alkoholeinfluss. Den jungen Frauen wurde zusätzlich eine Telefonkarte mitgeschickt, damit sie gegebenenfalls ein Taxi oder andere anrufen konnten, wenn der Partner getrunken hatte. Begleitet wurde die Aktion durch Plakatierung und Pressearbeit. Eine Evaluation der ersten drei Pilotprojekte ergab, dass die Zahl der alkoholauffälligen Fahrer in den drei Regionen bis zu 70 Prozent zurückgegangen war, die alkoholbedingten Unfälle hatten um 25 Prozent abgenommen.
Abstract