Entwicklungsaufgabe Automobilität.

Author(s)
Mienert, M.
Year
Abstract

Der Uebergang in die Automobilitaet gehoert zu den Ereignissen, die Heranwachsende am staerksten mit dem eigenen Erwachsensein verbinden. Dieser Uebergang besitzt in unserer Kultur den Rang einer normativen Entwicklungsaufgabe und zaehlt somit zu den von nahezu allen Jugendlichen der entsprechenden Altersgruppe wahrzunehmenden und zu bewaeltigenden Herausforderungen der Normalbiografie. An einer ausgewaehlten Stichprobe von 16-jaehrigen Jugendlichen wurde ermittelt, wie diese Entwicklungsaufgabe vor dem Fuehrerscheinalter wahrgenommen wird und welche Plaene Jugendliche bezueglich ihres eigenen Uebergangs in die Automobilitaet haben. Schon zwei Jahre vor dem Fuehrerscheinerwerb sind fuehrerschein- und mobilitaetsbezogene Einstellungen bei Heranwachsenden konsistent erfassbar und differenziell deutlich unterschiedlich ausgepraegt. Einem Fuehrerschein "so bald wie moeglich" messen 16-Jaehrige eine hohe subjektive Wichtigkeit bei. Dass der Fuehrerschein demgegenueber tatsaechlich auch objektiv notwendig sei, wird von den Jugendlichen ueberwiegend verneint. Mit starken differenziellen Unterschieden werden an den Fuehrerschein die Erwartungen von mehr Unabhaengigkeit/ Mobilitaet, eines Zuwachses an Verantwortung und Pflichten sowie eines Gewinns an Sozialer Anerkennung geknuepft. Insbesondere die Funktion Soziale Anerkennung steht in Beziehung zu potenziell risikoreichen verkehrsbezogenen Einstellungen Jugendlicher. Dass es jedoch ein Jugendlichkeitsrisiko in der Form einer jugendtypischen Tendenz, risikoreiche Verkehrssituationen anzustreben oder Verkehrsregeln zu missachten, gibt, laesst sich im Mittel nicht bestaetigen. Vergleiche zu den ebenfalls befragten Eltern zeugen von hoher mittlerer Uebereinstimmung zwischen den Generationen, waehrend intrafamiliale Transfereffekte eher gering sind. Unter den 16-Jaehrigen konnte eine Gruppe potenzieller Risikofahrer identifiziert werden, die den eigenen Uebergang in die Automobilitaet mit hoch risikoreichen verkehrsbezogenen Einstellungen avisiert. Durch ihre personalen Merkmale sind diese Jugendlichen als macht- und gruppenorientiert sowie kulturell und intellektuell weniger interessiert zu kennzeichnen. Die spezifische Ablehnung restriktiver Verkehrssicherheitsmassnahmen durch die potenziellen Risikofahrer verdeutlicht die inhaltliche Validitaet der Clusterung. Die darueber hinaus zu beobachtende Ablehnung eines Anfaengerkennzeichens durch die potenziellen Risikofahrer verdeutlicht die enge Verknuepfung zwischen psychischen Funktionen des Fuehrerscheins und psychischem Missbrauch des Autos fuer einige Jugendliche im schwierigen Uebergang zwischen Kindheit und Erwachsensein. (A) Beitrag zum Themenbereich "Unfallpraevention - Verkehrssicherheit".

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Publication

Library number
C 32293 (In: C 32284) /83 / ITRD D352910
Source

In: Verkehrspsychologie : Mobilität - Sicherheit - Fahrerassistenz, 2004, p. 155-176, 29 ref.

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