Gefährlicher Trend : Smartphone im Strassenverkehr : auch zu Fuss ist das Ablenkungspotenzial sehr gross.

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Viele Menschen, die sich zu Fuß im Straßenverkehr bewegen, nutzen dabei das Smartphone. Dies ist das Ergebnis einer Erhebung von DEKRA in sechs europäischen Hauptstädten. Von den rund 14.000 erfassten Personen nutzten fast 17 Prozent ihr Handy — für Textnachrichten, zum Telefonieren oder Musikhören. Für Deutschland stand Berlin im Fokus. In jeder Stadt wurde das Verhalten jeweils an drei verschiedenen Stellen mit hohem Fußverkehrsaufkommen erhoben. Über alle Städte und Altersgruppen hinweg schrieben knapp acht Prozent der Personen beim Überqueren der Straße Textnachrichten. Weitere 2,6 Prozent telefonierten und rund 1,4 Prozent taten beides gleichzeitig. Rund fünf Prozent trugen Ohrstöpsel oder Kopfhörer ohne zu sprechen — hörten also vermutlich Musik. Jüngere Menschen griffen tendenziell häufiger zum Smartphone als Ältere. Mit über 22 Prozent lag die intensivste Nutzung in der Altersgruppe zwischen 25 und 35 Jahren. Auffällig sind geschlechtsspezifische Unterschiede: Während der Schwerpunkt des Tippens bei den Fußgängerinnen lag, war bei den Männern das Musikhören deutlich häufiger. „Telefonieren, Musikhören, die Nutzung von Apps oder auch das Tippen von Textnachrichten sorgen im Straßenverkehr für riskante Ablenkung“, sagt Clemens Klinke, Mitglied des Vorstands DEKRA SE und verantwortlich für die Business Unit Automotive. „Viele Fußgänger unterschätzen offenbar die Gefahren, denen sie sich selbst aussetzen, wenn sie ihre Aufmerksamkeit auf solche Art vom Straßenverkehrsgeschehen abwenden.“ Insgesamt fallen die Unterschiede in Europa gering aus. Während die Quote für die Smartphone-Nutzung bei Fußgängerinnen und Fußgängern in Amsterdam mit 8,2 Prozent am geringsten war, erreichte sie in Stockholm mit 23,6 Prozent den Spitzenwert. In Rom waren es 10,6 Prozent, dahinter folgen Brüssel (14,1 Prozent), Paris (14,5 Prozent) und Berlin (14,9 Prozent). „Unsere Erhebungs-Teams berichteten teils von extremen einzelnen Ablenkungssituationen“, so DEKRA-Vorstand Klinke. „Was immer wieder beobachtet wurde, waren Gruppen von jungen Menschen, die gemeinsam in ein Smartphone schauten, während sie die Straße überquerten. In einem Fall kollidierte sogar die ganze Gruppe mit einem Fahrradfahrer.“ Weitere Beispiele: Eine Frau schiebt einen Kinderwagen über die Fußgängerfurt an einer Ampelanlage — dabei tippt sie auf ihrem Smartphone, ohne beim weiteren Überqueren auf die Ampel zu achten. Ein Mann schiebt einen Kinderwagen, hat ein Kleinkind an der Hand und überquert die Fahrbahn — während er sein Smartphone zwischen Schulter und Ohr eingeklemmt hat. „Besonders eindrücklich war auch eine Szene in Stockholm: Ein junges Mädchen bleibt mitten auf der Fahrbahn stehen, holt ihr Handy heraus und beginnt zu tippen. Erst als ein Busfahrer hupt, wird ihr klar, wo sie steht, und sie geht weiter“, berichtet Klinke. „Solche und ähnliche Situationen haben die Teams unserer Unfallforschung bei der Erhebung immer wieder beobachtet.“ (Author/publisher)

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Library number
20160331 ST [electronic version only]
Source

DVR Report, 2016, No. 1, p. 6

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