Interaktionsverhalten von Fussgängern und PKW-Lenkern an ungeregelten Schutzwegen : Effizienzuntersuchung der neuen Fassung des § 9 Abs 2 Österreichischen Strassenverkehrsordnung StVO.

Author(s)
Schützenhöfer, A. & Krainz, D.
Year
Abstract

Mit 1. Oktober 1994 trat in Österreich die Novellierung des Paragraphen 9 Absatz 2 Strassenverkehrsordnung (StVO) in Kraft. Die Neuregelung besagt, dass Fahrzeuglenker einem Fussgänger das unbehinderte und ungefährdete Überqueren der Fahrbahn bereits dann ermöglichen müssen, wenn der Fussgänger den Schutzweg erkennbar benützen will und nicht erst dann, wenn er sich bereits auf dem Schutzweg befindet. Die kurz- und längerfristigen Auswirkungen der neuen Bestimmungen zum Vorrang für Fussgänger wurden hinsichtlich Kenntnis, Akzeptanz und Verhalten von Fussgängern und PKW-Lenkern mittels Befragungen und Interaktionsobachtungen in Graz untersucht. In einer ersten Erhebung im Zeitraum vom 12. bis 20. Oktober 1994 wurden die kurzfristigen Effekte untersucht, in einer zweiten Erhebungsphase vom 23. Oktober bis 9. November 1995 die längerfristigen Auswirkungen auf das Interaktionsverhalten. Die Ergebnisse zeigen, dass kurz nach Inkrafttretender neuen Regelung zum Schutz der Fussgänger die intendierte Interaktionsform "Fussgänger bleibt am Gehsteig stehen/PKW hält an oder verlangsamt" nur 2 Prozent aller Interaktionen ausmachte. Aus dem Blickwinkel des Fussgängers, der korrekt am Gehsteigrand stehen bleibt, war bei der ersten Erhebung mit folgendem Verhalten von PKW-Lenkern zu rechnen: 3,1 Prozent halten an; 2,1 Prozent verlangsamen; 89,6 Prozent behalten die Geschwindigkeit bei und 5,2 Prozent zeigen ein anderes Verhalten. Damit belegen die Ergebnisse der ersten Untersuchung, dass eine Gesetzesänderung allein nicht ausreicht, um eine gewünschte Verhaltensänderung zu bewirken. Die zweite Untersuchung erfolgte etwa 1 Jahr nach der ersten Erhebung. Im dazwischenliegenden Zeitraum fanden Aufklärungs- und Überwachungsaktionen statt und es erschienen mehrere Zeitungsartikel. Gegenüber der Ersterhebung war ein Ansteigen korrekter Lenkerreaktionen von 5,2 Prozent auf 30,1 Prozent zu verzeichnen. Insgesamt ist aus den Ergebnissen zu schliessen, dass eine dringend erforderliche weitere Steigerung der Anhaltehäufigkeit von PKW-Lenkern nicht durch Selbstregulierung erreicht werden kann. Vielmehr müssen Eingriffe von aussen gesetzt werden. Dafür bieten sich an: 1. Intensivierung der Überwachung; 2. Bewusstseinsbildung durch soziale Motivierung; 3. Senkung der Annäherungsgeschwindigkeit. (Siehe auch IRRD-Nummern 335151 und 335152). (KfV/H)

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Publication

Library number
C 6192 [electronic version only] /73 /83 / IRRD 335148
Source

Zeitschrift für Verkehrsrecht, Vol. 41 (1996), No. 5, p. 152-158, 15 ref.

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