Konkretisierung eines Ausbildungskonzeptes für Velo- und Mofafahrer an der Oberstufe.

Author(s)
Bächli-Biétry, J.
Year
Abstract

Die Unfallstatistik zeigt, dass 14- bis 18-jährige Velo- und Mofafahrer überdurchschnittlich unfallgefährdet sind. Durch eine spezielle Schulung der Velo- und Mofafahrer, im Sinne der Einstellungsbeeinflussung und des Trainings von motorischen Fertigkeiten, könnte ein Beitrag zur Erhöhung der Sicherheit dieser Verkehrsteilnehmergruppen geleistet werden. Während im Kindergarten und in der Grundschule die Verkehrsbildung in der gesamten Schweiz im Lehrplan verankert ist, fehlt ein entsprechendes Obligatorium an den Oberstufen. Dennoch unternehmen zahlreiche Institutionen (Polizei, Verkehrsverbaende, Fahrlehrer, Versicherungen) zusätzliche Anstrengungen, um die jugendlichen Velo- und Mofafahrer auszubilden. Von einer einheitlichen Form der Verkehrsbildung ist die Schweiz allerdings noch weit entfernt. Im Auftrag der bfu wurde ein Schulungsmodell erarbeitet, das in der Oberstufe die Lücke zwischen der obligatorischen Verkehrsbildung in der Unterstufe und der Fahrausbildung schliessen könnte. Das vorgeschlagene Schulungsmodell stellt eine kontinuierliche Fortsetzung der bereits bestehenden Verkehrsbildung an den öffentlichen Schulen dar. Es ist anzustreben, dass diese auch in den ersten beiden Klassen der Oberstufe gesetzlich vorgeschrieben und im Lehrplan verankert wird. Während im Kindergarten sowie der Unter- und Mittelstufe vor allem motorische Fertigkeiten verbessert und die Anwendung einfacher Verhaltensregeln für Fussgänger und Velofahrer geübt werden sollten, ist das Hauptziel in der Oberstufe die Beeinflussung der verkehrsbezogenen Einstellungen. Die obligatorische Ausbildung sollte auch die Mofafahrer optimal auf die Verkehrsteilnahme vorbereiten. In den freiweilligen Mofakursen, die nur denjenigen empfohlen werden, die sich für die Mofaprüfung anmelden, sollen lediglich mofaspezifisches Wissen vermittelt und der praktische Umgang mit dem Mofa geübt werden. Im Modell ist vorgesehen, dass Lehrpersonen und Verkehrsinstruktoren eng zusammenarbeiten und sich gegenseitig ergänzen. Die Lehrpersonen sollten im regulären Unterricht (Grundschulung) die kognitiven Voraussetzungen für die handlungsorientierte Spezialschulung schaffen, die von den Verkehrsinstruktoren oder Spezialisten durchgeführt wird. Auf den Verkehr anwendbare Wissensinhalte sollten in den Fächern Physik, Mathematik, Biologie, Sport und Lebenskunde erarbeitet werden (zum Beispiel Schwerkraft, Energieumwandlung, Bremswegberechnungen, Wirkung von Drogen, Koordinationsübungen und Gruppendruck). Die theoretische Spezialschulung erfolgt durch den Verkehrsinstruktor. Die in der Grundschulung bereits behandelten Inhalte sollten dabei möglichst anwendungsorientiert vermittelt werden. Die Vertiefung erfolgt unmittelbar danach in der praktischen Spezialschulung. Wichtig ist hier, dass die Schüler die Inhalte selber erleben und erarbeiten können. Sie sollen ein eigenes "Produkt" zu jedem Thema erarbeiten. Während die Grundschulung in den obligatorischen Unterricht integriert wird, sollen für die theoretische und praktische Spezialschulung in den beiden ersten Oberstufenklassen (vorzugsweise zu Beginn des Schuljahres) "Zweiradsicherheitstage" oder - in grösseren Schulen - Aktionswochen zum Thema Verkehrssicherheit durchgeführt werden. An diesen Tagen sollten die verkehrsspezifischen Inhalte aus der Grundschulung praktisch erlebbar gemacht oder handlungsmässig umgesetzt werden. Die Sicherheitstage oder Aktionswochen sollen von den Lehrpersonen in Zusammenarbeit mit den Verkehrsinstruktoren und externen Fachleuten organisiert werden. Mit einer derartigen Konzentration der Verkehrsbildungsbemühungen kann dem Umstand am ehesten Rechnung getragen werden, dass die Verkehrsinstruktoren bereits zum jetzigen Zeitpunkt über zu knappe Kapazitäten verfügen, um jede Klasse einmal pro Jahr eine Stunde zu unterrichten. Alle Oberstufenschüler müssten obligatorisch zwei Sicherheitstage besuchen und an jedem Sicherheitstag im Sinne eines Werkstattunterrichts zwei Themen (zum Beispiel Schulwegsicherung, Fahrzeug, Ausrüstung, toter Winkel) bearbeiten. Sowohl für die Grund- als auch für die Spezialschulung im Bereich Strassenverkehr müssen den Lehrern und Verkehrsinstruktoren möglichst konkrete Unterrichtsmittel zur Verfügung gestellt werden. Bei deren Gestaltung ist dem Grundsatz Rechnung zu tragen, dass wenig und gut strukturierter Stoff, der erlebnisnah vermittelt wird oder selber erarbeitet worden ist, besser im Gedächtnis haften bleibt als eine Menge kognitiver Inhalte, die rein sprachlich vermittelt werden. (A)

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Library number
C 12266 [electronic version only] /83 / IRRD D340958
Source

Bern, Schweizerische Beratungsstelle für Unfallverhütung BfU, 1998, 74 p., 45 ref.; BfU-Report ; No. 36 - ISBN 3-908192-02-1

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