Zur Ableitung von Systemkonzepten zur Verbesserung der aktiven Sicherheit ist von einer eingehenden Analyse der Fahraufgaben auszugehen. Die Fahrersituation kann als der vom Fahrer im Hinblick auf seine Handlungsabsicht wahrgenommene und bewertete Ausschnitt der Arbeitsumgebung verstanden werden. Der Begriff der Verkehrssituation kann dagegen als die aus Fahrersicht gegebene räumlich-zeitliche Konstellation der verkehrsbezogenen Einflussgrössen der Arbeitsumgebung angesehen werden. Die Situation entsteht aus einer Wechselwirkung zwischen der Handlung des Fahrers und den Handlungen sonstiger Verkehrsteilnehmer. Das Wissen um bestimmte Fahrzeugeigenschaften beeinflusst das Verhalten des Fahrers. Beim Fahrerverhalten spielen Risiko- oder Gefahrenkognition eine zentrale Rolle. Das Modell der Risikohomoeostase nach Wilde ist in diesem Zusammenhang die am häufigsten zitierte Erklärungshypothese, obwohl empirische Befunde Zweifel an der Richtigkeit der Hypothese begründen. Durch welche Aspekte der Systemgestaltung ein möglichst hoher Gewinn an aktiver Sicherheit erreicht werden kann, ist noch nicht ausreichend erforscht. Als Einflussfaktoren scheinen die Intensität der Massnahmenwirkung, die Unmittelbarkeit ihrer Rückmeldung und der eröffnete Verhaltensspielraum in Verbindung mit motivationalen Präferenzen, Status und Befindlichkeit der Fahrer zu wirken. Ziel der Fahrerassistenz ist es, den Fahrer nach dessen Regeln und Erwartungen in der Erfüllung seiner Fahraufgabe zu unterstützen, ohne ihn zusätzlich zu belasten oder in seiner Entscheidungsfreiheit einzuschränken. Der Stand der Technik solcher Systeme wird erörtert, anschliessend werden verschiedene Beispiele vorgestellt.
Abstract