Menschen mit (Mobilitäts-) Behinderung : Teilhabe und Verkehrssicherheit. Handbuch für Fachkräfte zur Förderung der Mobilitätskompetenzen von Menschen mit Behinderungen.

Author(s)
Stöppler, R.
Year
Abstract

Mobilität hat in unserer Gesellschaft einen sehr hohen Stellenwert. Mobilität heißt Beweglichkeit, Lebendigkeit, Wandel. Mobilität wird als Symbol unserer heutigen Zeit angesehen: mobil sein, mobil telefonieren, mobil arbeiten, mobil denken. Mobilität führt zur Erweiterung unseres Aktionsradius, zur aktiven Auseinandersetzung mit der Umwelt, eröffnet immer neue Wahlmöglichkeiten, beispielsweise bei der Freizeitgestaltung, und dient der Aufnahme und Aufrechterhaltung von sozialen Kontakten. Insbesondere vor dem aktuellen Hintergrund der UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK), die im Jahre 2009 von der Bundesrepublik Deutschland unterzeichnet wurde, kommt der Mobilität eine besondere Schlüsselrolle zu. Das Ziel der UN-BRK stellt die gleichberechtigte Teilhabe von allen Menschen an allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens dar. Die Mobilität von Menschen mit Behinderungen gehört zu den zentralen Voraussetzungen einer selbstbestimmten und gleichberechtigten Teilhabe (Artikel 9 und Artikel 20 der UN-BRK). In diesem Kontext rücken nicht nur das Recht auf Bildung und inklusive Schule, sondern auch die Lebensbereiche Arbeit, Wohnen und Freizeit von Kindern, Jugendlichen und erwachsenen Menschen mit Behinderung in den Fokus. Ziel ist z.B., Menschen mit Behinderungen und mobilitätsbehinderten Personen einen gleichberechtigten Zugang zu Arbeits-, Kultur- und Freizeitangeboten bereitzustellen. Im Bestreben, Partizipation, Selbstbestimmung, Wahlmöglichkeiten und Inklusion für jeden Menschen zu erreichen, muss Mobilität als fundamentale Voraussetzung ermöglicht werden. Dabei stehen zwei Aspekte im Vordergrund. Zum einen geht es aus verkehrstechnischer Perspektive darum, Strukturen zu verändern, d.h. den Straßenverkehr barrierefreier und kommunikationsfreundlicher zu gestalten. Zum anderen geht es aus mobilitätspädagogischer Perspektive darum, Menschen durch eine adäquate Mobilitätsbildung auf die Teilnahme am Straßenverkehr vorzubereiten. Etwa ein Drittel der deutschen Bevölkerung ist heute mobilitätseingeschränkt bzw. -behindert. Durch die zunehmende Zahl älterer Menschen wird dieser Anteil in den kommenden Jahren noch weiter ansteigen. Zur Gruppe der Mobilitätsbehinderten gehören Menschen mit unterschiedlichen Behinderungen, aber auch Menschen mit viel Gepäck oder Kinderwagen, ältere und ortsunkundige Menschen etc. Jeder von uns kann sehr schnell vorübergehend oder dauerhaft mobilitätsbehindert werden. Für Menschen mit Behinderungen ist Mobilität oftmals mit unüberwindbaren Problemen verbunden, weil Barrieren unterschiedlicher Art und Ausprägung vorhanden sind. Gründe dafür können zum einen in der meist nicht barrierefreien Gestaltung der Verkehrswelt liegen, zum anderen aber auch im Verhalten der nichtbehinderten Verkehrsteilnehmerinnen und -teilnehmer. Das vorliegende Handbuch zeigt umfassend Bildungsangebote für Fachkräfte auf, die Menschen mit Mobilitätsbehinderungen in ihren Mobilitätskompetenzen fördern. Im ersten Kapitel werden aktuelle wissenschaftliche Konzepte vorgestellt. Insbesondere wird das zugrunde liegende Verständnis von Behinderung dargelegt. Dieses hat sich von den Grundsätzen der Wohlfahrt und Fürsorge hin zur Selbstbestimmung und Teilhabe gewandelt. Im zweiten Kapitel geht es um Begriff, Bedeutung und Funktionen von Mobilität. Aufgezeigt wird die zentrale Bedeutung von Mobilität zur Erreichung und Realisierung vieler Teilhabefelder. Kapitel drei stellt unterschiedliche Gruppen vor, die mobilitätsbehindert sein können: Menschen mit Beeinträchtigungen in den Bereichen „Bewegen“, „Sehen“, „Hören“, „Orientieren und Verstehen“, „Verhalten“ sowie „Kinder und alte Menschen“. Eine breite Übersicht über aktuelle Mobilitätshilfen wie Gehhilfen, Rollstühle und Fahrräder sowie Funsportgeräte bietet Kapitel vier. Die persönliche Mobilität von Menschen mit Behinderungen gehört zu den zentralen Voraussetzungen einer selbstbestimmten und gleichberechtigten Teilhabe (Artikel 20 der UN-BRK). Die individuelle Förderung von Mobilitätskompetenzen gehört damit zu den zentralen Aufgaben einer umfassenden Mobilitätsbildung. In Kapitel fünf werden die wichtigsten verkehrsspezifischen Kompetenzen (visuelle Wahrnehmung, auditive Wahrnehmung, Motorik, Reaktion, Aufmerksamkeit, Gedächtnis, Kommunikation, sozial-emotionale Kompetenzen, Interaktion, Kognition) und entsprechende Ziele der Förderung dargestellt, die auf die verschiedenen Rollen der Teilhabe vorbereiten sollen. Die häufigsten und zentralen Verkehrsteilnahmerollen werden im Kapitel sechs erläutert: Fußgänger, Radfahrer, ÖPNV-Benutzer, Mitfahrer im Pkw und Mofafahrer. Didaktische Rahmenbedingungen sind für das Gelingen inklusiver Bildung von zentraler Bedeutung. Im Kapitel sieben werden mögliche Lernangebote und Prinzipien vorgestellt. Neben der Mobilitätsbildung, die aus der Förderung der mobilitätsspezifischen Kompetenzen und der Vorbereitung auf die jeweiligen Rollen der Verkehrsteilnahme besteht, geht es aber auch um eine möglichst barrierefreie Gestaltung der Verkehrsumwelt (vgl. Art. 9 der UN-BRK). Im Kapitel acht werden Maßnahmen der Barrierefreiheit vorgestellt, eingeteilt in die Bereiche: Bewegen – Sehen – Hören – Orientieren und Verstehen. Im Kapitel neun finden sich wichtige Auszüge aus der UN-Behindertenrechtskonvention. Es folgt ein praktischer Teil für Fachkräfte mit Übungen zur Förderung der Mobilitätskompetenzen von Menschen mit Behinderungen. Kapitel A bietet vielfältige und praktikable Übungen zur Mobilitätsbildung, mit denen die aufgezeigten mobilitätsspezifischen Kompetenzen gefördert werden, die bei Menschen mit Mobilitätsbehinderungen beeinträchtigt sein können. Im Kapitel B geht es um Übungen, die auf verschiedene Situationen in den jeweiligen Rollen der Verkehrsteilnahme vorbereiten. Das Handbuch schließt mit dem Kapitel C und den Kontrollbögen für die Übungen im Straßenverkehr. (Author/publisher)

Publication

Library number
20160927 ST [electronic version only]
Source

Bonn, Deutscher Verkehrssicherheitsrat e.V. DVR, 2015, 160 p., 85 ref.; Schriftenreihe Verkehrssicherheit ; No. 18

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