Nebentätigkeiten beim Autofahren unter besonderer Berücksichtigung des Telefonierens : eine Literaturstudie im Auftrag des Bundesministeriums für Wissenschaft und Verkehr.

Author(s)
Otzelberger, B. & Schmotzer, C.
Year
Abstract

Die vorliegende Studie gibt einen Überblick über den aktuellen Stand und Schwerpunkt der Forschung. Das Ziel besteht nicht nur in der Auflistung wissenschaftlicher Ergebnisse, sondern es wird versucht, gemeinsame und unterschiedliche Auswirkungen von Nebentätigkeiten auf das Fahrverhalten beziehungsweise das Unfallrisiko darzustellen. Im ersten Abschnitt werden die kraftfahrrelevanten Grundlagen und Erkenntnisse zu Wahrnehmung, Informationsverarbeitung und Aufmerksamkeit im kurzen Überblick dargestellt. Daran anschliessend werden aus der Literatur Untersuchungen und deren Schlussfolgerungen zu den zahlreichen Nebentätigkeiten während des Autofahrens dargestellt und in verschiedenen Handlungskategorien zusammenfasst: Zusatzeinrichtungen; nicht-verkehrsrelevante optische Informationen im Strassenraum; Informationstechnologien im Kraftfahrzeug; Bordcomputer, TV und Navigationssysteme; Autoradio; Rauchen; Essen oder Trinken; Telefonieren beim Autofahren. Es wird auch versucht, methodische Kritikpunkte anzusprechen. Aus der Grundlagenforschung wird deutlich, dass sich der Mensch prinzipiell schlecht dafür eignet, zwei unterschiedliche Tätigkeiten gleichzeitig durchzuführen. Wenn unterschiedliche Aufgaben hintereinander durchgeführt werden, können wesentlich bessere Leistungen erzielt werden. Die menschliche Informationsverarbeitung kann bei weitem nicht alle einströmenden Reize zu Bewusstseinsinhalten verarbeiten. Je nach Attraktivität und empfundener Dringlichkeit wird die Aufmerksamkeit auf bestimmte Informationen verlagert, andere rücken in den Hintergrund. Der Fahrerarbeitsplatz gewinnt durch den Einbau diverser Zusatzausstattungen wie Anzeigen und Tastaturen in teilweise ungünstigen Blick- und Greifräumen immer mehr an Komplexität. Die Beanspruchung durch Ablese- oder Bedienvorgänge ist als besonders kritisch für die Verkehrssicherheit einzustufen. Karten-Displays als Navigationshilfe erfordern relativ lange Blickzuwendungszeiten. Bei Navigationssystemen erfolgt häufig eine problematische Vertauschung der Prioritäten: den angebotenen Informationen zur Unterstützung bei der Orientierung wird mehr Aufmerksamkeit gewidmet als der realen Verkehrssituation. Gegen die Inbetriebnahme von elektronischen Anzeigetafeln zur Präsentation von Werbe- oder sonstigen Inhalten an öffentlichen Verkehrsflächen gibt es aus Sicht der Verkehrssicherheit keine grundsätzlichen Einwände. Durch Essen oder Trinken, Wählen einer Telefonnummer oder Einstellen des Senders beim Radio wird vor allem das Steuerungsverhalten durch die zusätzlich auszuführenden Bewegungen beeinträchtigt. Beim Gespräch mit dem Beifahrer oder beim Musikhören besteht die mögliche Gefährdung eher im Bereich der mentalen Ablenkung. Rauchen kann die Fahrleistung verbessern. Das Telefonieren mit dem Handy stellt eine äusserst problematische Kombination der negativen Einflüsse auf das Fahrverhalten dar. Sowohl die Beeinträchtigung der Fahrzeugsteuerung als auch die mentale Ablenkung durch Inhalte, die örtlich und zeitlich nichts mit der Fahraufgabe zu tun haben, können die Unfallgefahr vervielfachen. Das Telefonieren mit einer Freisprechanlage beeinträchtigt die Fahrzeugsteuerung zwar wesentlich weniger stark, die teilweise völlige mentale Ablenkung von der konkreten Verkehrssituation stellt jedoch genauso wie beim gehaltenen Handy ein hohes Sicherheitsrisiko dar. (A)

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Publication

Library number
C 16238 /83 / IRRD D335526
Source

Wien, Kuratorium für Verkehrssicherheit KfV, Institut für Verkehrspsychologie, 1998, 86 p., 120 ref. - ISBN 3-7070-0024-9

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