Im Rahmen der juristischen Beurteilung eines Verkehrsunfalls kommt der anzusetzenden Reaktionszeit des Kraftfahrers ein erheblicher Stellenwert zu, da sie darueber entscheidet, wann eine zielgerichtete Abwehrhandlung eingeleitet werden kann. Zur Klaerung insbesondere der Frage, welche Reaktionszeiten bei Fussgaengerunfaellen anzusetzen sind, wird ueber die bisherigen Untersuchungen und Reaktionszeitmodelle zusammengefasst berichtet. Ausserdem werden neue Erkenntnisse aus einer Auswertung der Unfalldatenbank FS' 90 berichtet. Im Einzelnen sind die folgenden Abschnitte dargestellt: Reaktionszeitmodelle fuer unterschiedliche Wahrnehmungsbedingungen (Definition der Reaktionszeit und Ablauf des Reaktionsvorgangs; Modelle zur Bestimmung der Reaktionszeit); Zur Vergleichbarkeit der einzelnen Studien und Folgerungen; Auswertung von Fussgaengerunfaellen im Hinblick auf Reaktionszeiten von Kraftfahrern (Erkenntnisse aus der Untersuchung von Innerortskollisionen; Untersuchung des Unfallmaterials FS' 90 in Bezug auf die Verlaengerung der Fahrerreaktionszeit bei Dunkelheit). In der abschliessenden Zusammenfassung wird festgestellt, dass bei Verkehrsunfalluntersuchungen durch unfallanalytische Sachverstaendige die Reaktionszeiten der Kraftfahrer nicht einheitlich angesetzt werden koennen. Die anzusetzende Reaktionszeit ist vielmehr nach den vorliegenden Erkennbarkeitsbedingungen zu bestimmen unter Betrachtung des Einzelfalls, da insbesondere im Strafprozess zu pruefen sein wird, ob eine lange Reaktionszeit bei einer Vermeidbarkeitsbetrachtung wirklich dem Grundsatz "in dubio pro reo" entspricht. Fuer die Unfallaufnahme vor Ort ist bei Dunkelheitsunfaellen zu fordern, dass die vorhandenen lichttechnischen Verhaeltnisse dokumentiert und die entsprechenden Messungen durchgefuehrt werden. Titel in Englisch: Reaction times in road trafic, parts 1, 2 and 3.
Abstract