Ausgehend von der Hypothese, dass sich in einer Gruppe verkehrsauffälliger Fahranfänger gegenüber einer Kontrollgruppe höhere Ausprägungen der Merkmale Extraversion, Neurotizismus und Psychotizismus nachweisen lassen, wurde eine Untersuchung mit Hilfe von Persönlichkeitsfragebogen durchgeführt. Männliche verkehrsauffällige Personen haben einen signifikant höheren Rohwert in der Skala "Extraversion" als männliche Mitglieder der Kontrollgruppe. Auffällige Kraftfahrer zeigen signifikant höhere Rohwerte bezüglich der Skala "Reizsuche" als solche der Kontrollgruppe. Im Hinblick auf andere Variablen fanden sich keine signifikanten Unterschiede zwischen Experimental- und Kontrollgruppe. Allerdings wiesen weibliche Probanden gegenüber männlichen Versuchspersonen signifikant höhere Rohwerte in den Skalen "Einfühlungsvermögen" und "Delinquenz" auf. Die Ergebnisse legen nahe, dass die Gruppe der verkehrsauffälligen Fahranfaenger die Neigung zu "Thrill" und Abenteuer durch auffälliges Verhalten im Strassenverkehr auslebten und dass dieses Verhalten, solange keine Bestrafung erfolgte auch durch gelegentliche Anerkennung und Bewunderung anderer sozial verstärkt wurde. Als Konsequenz für die Praxis der Fahrernachschulung wird empfohlen, in den Kursen die bei dieser Personengruppe erhöhte Tendenz zu reizsuchendem Verhalten bewusst zu machen und in einem zweiten Schritt hinsichtlich ihres potentiellen Risikos für sich und andere kritisch zu diskutieren und zu bewerten. Beitrag zum Arbeitskreis 4 "Evaluation" des 6. Internationalen Workshop "Driver Improvement vom 20. bis 22. Oktober 1997 in Berlin.
Abstract