Mit Risikoanalysen wird quantitativ das Risiko abgeschätzt, das einem technischen System innewohnt oder innewohnen wird. Komponenten des Risikos sind dabei die Schadenshöhe und die Eintrittswahrscheinlichkeit von Schadensfällen. Grundlage dieser Abschätzung ist ein Modell, das das Verhalten des betrachteten Systems gedanklich nachbildet. Das System Strassenverkehr unterscheidet sich dabei teilweise erheblich von anderen technischen Systemen. Das Modell, das in der Arbeit in Verallgemeinerung der bei der Kernwerkstechnik und im Chemieanlagenbau üblichen Methodik zur Verwendung bei Risikoanalysen im Strassenwesen vorgeschlagen wird, berücksichtigt diese Unterschiede und zeichnet sich ausserdem durch eine klare Strukturierung aus. Aus der Anwendung von Risikoanalysen ergeben sich Vorteile für die Verkehrspolitik, die Wissenschaft und die Praxis. Wegen des modellhaften, quantitativen Vorgehens können verschiedene Handlungsalternativen ohne aufwendige und langwierige Versuche vor ihrer Realisierung in ihrer Wirkung abgeschätzt und verglichen werden. Dies ist vor allem deswegen wichtig, weil dem Aspekt Sicherheit bei der Verkehrsgesetzgebung und in der Verkehrswegeplanung eine grosse Bedeutung zukommt. In der Verkehrssicherheitsarbeit können ausserdem Ziele vorgegeben und überwacht werden. Die ausgeprägte Struktur mit ihren Schnittstellen erlaubt, einzelne Bereiche des Ursache-Wirkungs-Gefüges im Strassenverkehr durch verschiedene Institutionen (auch verschiedener Fachwissenschaften) getrennt untersuchen zu lassen und trotzdem Ergebnisse zum Gesamtsystem zu erhalten. Einzelne Bereiche können darüber hinaus ausgetauscht und verbessert werden, ohne immer das gesamte Gefüge neu untersuchen zu müssen. Es zeigte sich, dass Risikoanalysen in verallgemeinerter Form für die Anwendung im Strassenwesen nicht nur geeignet sind, sondern schon nach kurzer Zeit zahlreiche Vorteile erwarten lassen.
Abstract