Vorgestellt wird eine Simulationsstudie, die am Fahrsimulator des schwedischen VTI (Statens Väg- och Transportforskningsinstitut/Swedish Road and Traffic Research Institute) durchgeführt wurde. Herausgefunden werden sollte jene auf die noch sichtbaren Bodenmarkierungen bezogene Sichtweite oder Vorausschauzeit, die Fahrer benötigen, um das Auto unter voller Kontrolle in der Fahrspur zu halten. Das simulierte Auto entsprach einem Volvo 850, die Strasse hatte zwei Spuren und in der nächtlichten Fahrsituation auf dem Bildschirm wurde die kurvige Strasse nur durch die Seiten- und Mittelmarkierung gezeigt. Die Sichtweite zu den noch sichtbaren Markierungen variierte zwischen 20, 30, 45, 67 und 100 Metern. In der ersten Hälfte der Sichtweite war für die Markierungen eine 100prozentige Leuchtdichte vorhanden. Die Leuchtdichte verringerte sich bis auf 30 Prozent. Gefahren werden musste unter zwei Geschwindigkeitsbedingungen, zunächst mit freier Geschwindigkeitswahl und dann mit einer konstanten Geschwindigkeit von 90 Stundenkilometern. Die 24 Testpersonen waren erfahrene Fahrer zweier Altersgruppen (25-35 und 55-65 Jahre, 12 männlich und 12 weiblich). Die Ergebnisse werden in kommentierter Form vorgestellt. Bei freier Geschwindigkeitswahl erhöht sich die Geschwindigkeit bis zu einer Sichtweite von 67 Metern und sie wird zusätzlich vom Radius der Kurven bestimmt (je enger der Radius desto niedriger die Geschwindigkeit). Um die Vorausschauzeit zu berechnen, wurde die Sichtweite durch die Geschwindigkeit dividiert. Die kürzeste Vorausschauzeit lag unter der Bedingung der freien Geschwindigkeitswahl bei 1,8 Sekunden (Sichtweite 30 Meter). Für die mittlere Seitenposition (Distanz zwischen Zentrum des Wagens und Zentrum der Strasse) wurde eine Varianzanalyse mit den unabhängigen Variablen Sichtweite, Radius, Übergangsbogen und rechts oder links durchgeführt. Bei freier Geschwindigkeitswahl besteht zwischen der Sichtweite und der Kurvenrichtung (links oder rechts) eine signifikante Wechselwirkung und dies hat eine signifikante Wirkung auf die Seitenposition des Autos. Eine weitere Varianzanalyse wurde für die extreme Seitenposition in den Kurven durchgeführt. Um Informationen über das Kurvenschneiden zu bekommen, wurde die Standardabweichung der Seitenposition berechnet. Abschliessend werden die Ergebnisse diskutiert. Sie zeigen, dass die Fahrer im allgemeinen gut auf schlechte Sichtbedingungen reagieren und das Fahrzeug in der Spur unter Kontrolle halten. Eine Vorausschauzeit für die Sichtbarkeit der Strassenmarkierung von 1,8 Sekunden (plus einem kleinen Zusatzpolster für den Blick in den Rückspiegel und auf das Armaturenbrett) scheint notwendig zu sein. (KfV/A)
Abstract