Rotlichtüberfahrer.

Author(s)
Lutschounig, S. & Robatsch, K.
Year
Abstract

Das Ueberfahren der Haltelinie an Verkehrslichtsignalanlagen (VLSA) bei gelbem und rotem Licht wird von sehr vielen Fahrzeuglenkern als Kavaliersdelikt angesehen. Im Jahr 2003 ereigneten sich an geregelten Kreuzungen in Oesterreich 3.500 Unfaelle mit Personenschaden. 4.736 Verkehrsteilnehmer wurden verletzt und 12 kamen ums Leben. 792 Unfaelle gingen auf das Konto von Rotlichtueberfahrern. Dabei wurden 1.164 Menschen verletzt, 120 erlitten schwere Verletzungen und sechs verstarben. 41 Prozent der Getoeteten waren Fussgaenger. Die unfalltraechtigste Zeit ist zwischen 15 und 17 Uhr. Die Ueberwachung erfolgt derzeit noch beinahe ausschliesslich durch die Streifendienste der Exekutive. Im Jahr 2003 wurden in Wien 6.917 Fahrzeuglenker aufgrund von Rotlichtmissachtungen zur Anzeige gebracht. Im Oktober 2004 fuehrte das Kuratorium fuer Verkehrssicherheit (KfV) an geregelten Kreuzungen in sechs oesterreichischen Bundeslaendern eine Untersuchung durch. Dabei wurde das Fahrverhalten von 64.000 Fahrern beobachtet. Im Schnitt wird jede VLSA alle acht Minuten bei Rotlicht ueberfahren. In Wien ignoriert alle fuenf Minuten ein Lenker pro Kreuzung das rote Licht. Hoehere Geschwindigkeiten verleiten automatisch zu haeufigeren Gelb- und Rotlichtuebertretungen. 88 Prozent der beobachteten Rotlichtueberfahrer queren in den ersten beiden Sekunden der Rotphase die Haltelinie. Besonders jene Rotlichtueberfahrer, die noch spaeter in die Kreuzung einfahren, bilden einen ueberdurchschnittlich hohen Risikofaktor. Ueber 8 Prozent der Rotlichtueberfahrer missachten noch in der vierten bis achten Sekunde die Ampelschaltung. Die Anhaltebereitschaft der Fahrzeuglenker ist bei gelbem Licht trotz der Vorankuendigung durch gruen blinkendes Licht aeusserst gering. Rund 23 Prozent der Gelbfahrer ueberfahren die Haltelinie noch in der dritten Gelbsekunde. Rund 85 Prozent der Rotlichtueberfahrer waren Maenner. Entgegen der bisherigen Annahme sind es hauptsaechlich Berufstaetige im Alter zwischen 26 und 64 Jahren und nicht die jungen Fahrer. Im Zuge der Untersuchung wurde auch die Anhaltebereitschaft bei Rotlicht an einer VLSA mit Rotlichtueberwachungskamera ueberprueft. Die Kamera ist seit Jahren im Einsatz und einem Grossteil der ansaessigen Bevoelkerung bekannt. Die Wahrscheinlichkeit, einem Rotlichtfahrer auf einer VLSA mit Ueberwachung zu begegnen, ist auf die Haelfte reduziert. Die abschliessenden Empfehlungen zur Reduktion von Rotlichtuebertretungen umfassen Massnahmen aus den Bereichen Verkehrstechnik und Bewusstseinsbildung sowie strassenpolizeiliche Ueberwachungsprogramme. (KfV/A)

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Library number
C 34436 [electronic version only] /73 /83 / ITRD D353533
Source

Zeitschrift für Verkehrsrecht, Vol. 50 (2005), No. 4 (April), p. 141-144, 2 ref.

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