Senioren und Mobilität.

Author(s)
Simma, A. & Rauh, W.
Year
Abstract

Damit alte Menschen ihre Mobilitätschancen wahren können, ist ein an ihre Bedürfnisse angepasstes Verkehrssystem erforderlich. Die Studie beschreibt in den ersten Kapiteln die Bedeutung des Altwerdens und Altseins, das Leben und Mobilitätsverhalten alter Menschen sowie Probleme der Verkehrssicherheit. Die abschliessenden Kapitel enthalten die daraus abgeleiteten Anforderungen an das Verkehrssystem und die Handlungsmöglichkeiten für eine seniorengerechte Mobilität. Der Anteil alter Menschen an der Bevölkerung wird weiter steigen. Im Jahr 2030 wird jeder zweite alte Mensch in Österreich nicht im Auto unterwegs sein können. Krankheiten treten im Alter gehäuft auf, altersbedingte Beeinträchtigungen haben Auswirkungen auf eine erfolgreiche Verkehrsteilnahme. Im Alter dominieren Einkaufs- und Freizeitwege. Die Versorgung mit öffentlichen Verkehrsmitteln, Führerscheinbesitz, Autoverfügbarkeit und der Gesundheitszustand sind entscheidende Kriterien für die Mobilitätschancen alter Menschen. Im Alter sinkt die Zahl der zurückgelegten Wege, das wichtigste Verkehrsmittel sind die eigenen Beine, die zurückgelegten Distanzen nehmen ab und der Anteil jener, die das Haus nicht oder nur selten verlassen, nimmt zu. In ländlichen Gegenden ist die Mobilität geringer als in städtischen, Frauen haben trotz höheren Mobilitätsbedarfs geringere Mobilitätschancen als Männer. Erwartet wird in den nächsten Jahren und Jahrzehnten eine verstärkte Autobenutzung bei alten Menschen. Das Risiko, pro zurückgelegtem Kilometer zu Fuss oder beim Lenken eines Pkw bei einem Unfall verletzt zu werden, ist bei alten Menschen etwa doppelt so hoch wie bei Personen im Alter zwischen 35 und 64 Jahren. Wesentlich geringer ist dagegen das Risiko beim Radfahren. Alte Menschen sind in Österreich die einzige Bevölkerungsgruppe, in der es mehr getötete Fussgängerinnen als Autoinsassen gibt. Die für das Verkehrsverhalten relevanten Fähigkeiten werden im Alter langsam schlechter. Leistungsminderungen werden oft erst spät zur Kenntnis genommen, Probleme auf operationeller Ebene werden teilweise auf strategischer und taktischer Ebene kompensiert. Ein seniorengerechtes Verkehrssystem muss alle Verkehrsarten einbeziehen. Die Verkehrsplanung muss die Integration alter Menschen in das Verkehrsgeschehen zum Ziel haben. Daher muss das Verkehrsgeschehen vereinfacht werden, müssen Barrieren abgebaut werden, muss die Sicherheit erhöht werden. Alte Menschen brauchen kurze und möglichst behinderungsfreie Wege. Autos können seniorengerecht ausgestattet werden. Für seniorengerechte Lösungen ist die Zusammenarbeit von Gesetzgeber, Verwaltung, Betrieben, Organisationen und Verkehrsunternehmen erforderlich. Die Gebietskörperschaften sind unter anderem zu örtlicher Raumplanung, zur Förderung der Nahversorgung, zur Vereinfachung der Verkehrsregeln, Verlangsamung des Verkehrssystems und zur Einführung von Gesundheits- und Sehtests für alle aufgerufen. Verkehrsbetriebe können Massnahmen wie stufenlose Zugangswege zu Haltestellen und Bahnsteigen oder Begleitdienste realisieren, Betriebe und Dienstleistungsunternehmen mit Kundenverkehr können unter anderem auf die barrierelose Gestaltung ihrer Gebäude achten. Nichtstaatliche Organisationen können Hilfsdienste organisieren sowie Lobbyarbeit und verkehrspädagogische Arbeit für alte Menschen machen.

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Publication

Library number
C 14364 [electronic version only] /72 / IRRD D335577
Source

Wien, Verkehrsclub Österreich VCÖ, 1999, 48 p., 75 ref.; VCÖ Wissenschaft & Verkehr ; No. 1/1999 - ISBN 3-901204-20-2

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