Sichtweiten : Überprüfen der Grundlagen zur VSS-Norm SN 640 090 Projektierungsgrundlagen Sichtweiten.

Author(s)
Bühlmann, F. Lindenmann, H.P. & Spacek, P.
Year
Abstract

Mit den Untersuchungen sollen Entscheidungsgrundlagen für eine allfällige Revision der Norm SN 640 090 erarbeitet werden. Dabei sind die folgenden Fragestellungen abzuklären: - Können im Zusammenhang mit der geforderten Reduzierung des Ausbaugrades von Strassen die heute in der Norm aufgeführten Sichtweiten ohne Verlust an Sicherheit generell verkürzt werden? - Welche Sichtweiten herrschen unter "Normbedingungen" vor (das heisst Annahmen hinsichtlich Regenintensität, Wasserfilm, Griffigkeit)? - Mit welchen Geschwindigkeiten wird unter "Normbedingungen" gefahren? - Welche Überholsichtweiten sind für ein sicheres Überholen notwendig? Eine Überprüfung der verschiedenen Kriterien im Zusammenhang mit der Reaktions- und Auswirkzeit zeigte, dass die bisher verwendete Zeit von 2 Sekunden noch zutreffend ist. Sowohl für die Beurteilung der Griffigkeit von Fahrbahnbelägen als auch für die Festlegung des Quergefälles in Geraden und Kurven werden als Grundlage Reibungskoeffizienten vorausgesetzt, die mit dem Skiddometer BV 8 gemessen wurden. Damit innerhalb der Normen von einheitlichen Voraussetzungen ausgegangen wird, sollten auch bei der Bestimmung von Anhaltesichtweiten dieselben Grundlagen angenommen werden. Die Überprüfung fahrzeugspezifischer Parameter zeigte, dass Anpassungen hinsichtlich Luftwiderstandsbeiwert, Querschnittsfläche und Gewicht der Fahrzeuge notwendig sind. Der Luftwiderstandsbeiwert ist von 0.40 auf 0.35 und die Querschnittsfläche von 2.7 auf 2.1 Quadratmeter zu reduzieren. Dagegen soll das durchschnittliche Fahrzeuggewicht von 1000 auf 1250 kg erhöht werden. Bei den Personenwagen nehmen die gefahrenen Geschwindigkeiten mit zunehmender Regenintensität, insbesondere bei Intensitäten grösser 0.1 mm/min, tendenziell ab. Die V85-Werte variieren bei leichtem Regen analog zu den Werten bei trockener Fahrbahn zwischen 120 und 140 km/h. Erst bei Regenintensitäten grösser als 0.1 mm/min (starker Regen) werden die V85-Werte um rund 10 km/h reduziert (110 bis 130 km/h). Ein deutlicher Rückgang kann nur bei der je Stichprobe erfassten Höchstgeschwindigkeit (schnellstes Fahrzeug) festgestellt werden. Bei den schweren Motorfahrzeugen, die im Vergleich zu den Personenwagen ein generell wesentlich tieferes Geschwindigkeitsniveau aufweisen, kann infolge des Regens kein Einfluss auf das Geschwindigkeitsverhalten festgestellt werden. Das Geschwindigkeitsverhalten der Fahrzeuglenker wird durch die vorhandene Sichtweite kaum beeinflusst. Kürzere Sichtweiten haben keine niedrigeren Geschwindigkeiten zur Folge. Lediglich bei Sichtreduktionen infolge starken Regens kann eine Abnahme der maximal gefahrenen Geschwindigkeiten festgestellt werden. Diese Reduktion ist aber eher auf die ungünstigen Strassenverhältnisse als auf die reduzierte Sichtweite zurückzuführen, allerdings wurden bei den Messungen keine extremen Sichtbeschränkungen (kleiner 150 m) erfasst. In der Regel sind diese Sichtweiten im Bereich der Fahrbahn bei einem "Normregen" zum Teil nur noch knapp einsehbar. Die für höhere Geschwindigkeiten grosszügig angesetzten Anhaltesichtweiten haben somit kaum eine wesentliche Verbesserung der Verkehrssicherheit zur Folge. Aus diesen Überlegungen wird für Strassen mit hohen Geschwindigkeiten (Hochleistungsstrassen) empfohlen, künftig für die Berechnung der Anhaltesichtweiten die 50 Prozent-Kurve der Häufigkeitsverteilung der Reibungskoeffizienten als Grundlage zu wählen. Die Beläge auf Hochleistungsstrassen sind im Vergleich zum übrigen Strassennetz im allgemeinen homogener und weisen bessere Griffigkeitseigenschaften auf (insbesondere eine ausgeprägtere Makrotextur), so dass die neu festgelegten Reibungskoeffizienten (50 Prozent-Kurven) auf Hochleistungsstrassen nur in seltenen Fällen unterschritten werden dürften. Für das übrige Strassennetz sollen jedoch die Reibungskoeffizienten der 90 Prozent-Kurve - 0.02 - beibehalten werden. In beiden Fällen wird dabei der Reibungsanteil fL mit 0.9 mu in die Berechnung der Anhaltesichtweite einbezogen. Auf Strassen innerhalb besiedelter Gebiete (Typen HVS, SS und ES) finden, infolge kleiner Knotenabstände und infolge intensiver Mitnutzung der Verkehrsflächen durch nicht motorisierte Verkehrsteilnehmer, häufige Abbiege-, Kreuzungs- und Querungsvorgänge statt. Auf solchen Strassen besteht aus Sicherheitsgründen kein Anspruch auf ausreichende Überholsichtweiten. Dieser Bericht beendet die unter IDS-Nummer 704009 beschriebene Forschungsarbeit. (A)

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Library number
C 10940 /21 / IRRD 333034
Source

Zürich, Eidgenössische Technische Hochschule ETH, Institut für Verkehrsplanung, Transporttechnik, Strassen- und Eisenbahnbau IVT, 1991, 69 p., 38 ref.; Schriftenreihe des IVT ; No. 89

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