SINUS-Report 2013 : Sicherheitsniveau und Unfallgeschehen im Strassenverkehr 2012.

Author(s)
Allenbach, R. & Niemann, S. (Red.)
Year
Abstract

In der Schweiz verursachen Krankheiten jährlich fast 59 000 Todesfälle. Unfälle scheinen dagegen mit rund 2300 Getöteten weniger bedeutend. Strassenverkehrsunfälle sind ein oft unterschätztes Problem im Bereich der öffentlichen Gesundheit («Public Health»). Bei Strassenverkehrsunfällen erscheint der Handlungsbedarf im Vergleich zu anderen Gesundheitsproblemen, wie Tabak- oder Alkoholmissbrauch, Herz-Kreislauf- oder Krebserkrankungen, oftmals weniger dringlich. Gesundheitsprobleme werden häufig aufgrund der Todesfälle beurteilt. Die Relevanz eines Gesundheitsproblems darf aber nicht ausschliesslich aufgrund der Todesopfer beurteilt werden. Auch schwere Verletzungen und die langfristigen physischen und psychischen Auswirkungen müssen berücksichtigt werden, um gesellschaftliche und volkswirtschaftliche Folgen abschätzen zu können. Die Schwere der Verletzungen und die langfristigen Folgen sind aber nur ungenügend durch die offiziellen Statistiken belegt. Zudem werden nicht alle Unfälle mit Personenschäden im Strassenverkehr von der Polizei registriert. Vor allem solche mit leichten Personenschäden und Selbstunfälle haben eine geringere Wahrscheinlichkeit, erfasst zu werden. Damit wird das tatsächliche Unfallgeschehen auf Schweizer Strassen unterschätzt. Aufgrund verschiedener Datenquellen berechnet die bfu eine Dunkelziffer, um das gesamte Ausmass abschätzen zu können. Für das Jahr 2009 ergibt diese Schätzung einen Gesamtumfang von 90 000 Verletzten im Strassenverkehr. Fast 8000 Verkehrsteilnehmer verunfallten so schwer, dass sie eine Woche oder mehr im Spital verbringen mussten, kanpp 500 blieben dauerhaft teil- oder vollinvalid und über 300 starben. Die Überwindung räumlicher Distanz für Arbeit, Freizeit und Einkauf schafft Nutzen für die Gesellschaft, gleichzeitig sind damit aber Kosten verbunden, zu denen auch die Verkehrsunfälle beitragen. Die Unfälle auf Schweizer Strassen verursachen pro Jahr fast 13 Mia. Franken an materiellen Kosten, vor allem für die medizinische Behandlung, die angerichteten Sachschäden und den Produktionsausfall infolge von Arbeitsabsenz. Werden auch die immateriellen Unfallfolgen berücksichtigt, wie z. B. Schmerz, Schock, Leid, Verlust an Lebensfreude, beläuft sich der entstandene Schaden sogar auf fast 13 Mia. Franken. Invalide, Schwerverletzte und Getötete machen zwar mit 10 % einen eher geringen Anteil an allen Strassenverkehrsopfern aus, sie generieren aber 1/3 aller materiellen Kosten. Die hohe Anzahl an Opfern und die daraus entstehenden volkswirtschaftlichen Aufwendungen belegen einen deutlichen Handlungsbedarf für die Prävention. Hauptaufgaben sind dabei die Bereitstellung sicherer Infrastrukturen und Rahmenbedingungen, die Durchsetzung bestehender gesetzlicher Regelungen, die Ausnützung des Sicherheitspotenzials in der Fahrzeugtechnik sowie die Schulung der eigenverantwortlichen Teilnahme am Strassenverkehr. Es ist weiterhin systematische Prävention nötig, die folgenden Bedingungen genügen muss: Erstens muss die Unfallverhütung konsequent auf die Unfallschwerpunkte (Unfälle, die besonders häufig und/oder folgenschwer sind) ausgerichtet werden. Zweitens müssen Massnahmen ausgewählt werden, von denen eine hohe Präventionswirkung zu erwarten ist und die ein möglichst günstiges Kosten-Nutzen-Verhältnis aufweisen. Drittens ist es wichtig, dass alle an der Unfallverhütung interessierten Organisationen zusammenarbeiten und ihre Tätigkeiten koordinieren. (Author/publisher)

Publication

Library number
20131773 ST [electronic version only] /81 /
Source

Bern, Schweizerische Beratungsstelle für Unfallverhütung BfU, 2013, 108 p. - ISSN 1664-3496 (Print) / ISSN 1664-5758 (PDF)

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