Zur Beantwortung der Frage, welche Verletzungen bei Beachtung von Vorschriften vermieden worden wären und wie sich dadurch die Verletzungsschwere verändert hätte beziehungsweise mit welcher Wahrscheinlichkeit der Unfall überlebt worden wäre, wurden 207 in den Jahren 1992 und 1993 obduzierte, tödlich verletzte Verkehrsteilnehmer nach AIS und ISS bewertet, sowie die Sterbewahrscheinlichkeit unter Berücksichtigung des Lebensalters ermittelt. Bei 45 von 70 Fällen betrug die Sterbewahrscheinlichkeit 100 Prozent. In der Stichprobe befanden sich aber auch zwei Fälle, bei denen die Sterbewahrscheinlichkeit bei nur 20 Prozent lag. Im untersuchten Kollektiv sind Radfahrer hinsichtlich der Sterbewahrscheinlichkeit im Durchschnitt schwerer verletzt als andere Verkehrsteilnehmergruppen. Das höchste Reduktionspotential ergab sich bei Kopfverletzungen gefolgt von Verletzungen des Thorax. Die Ergebnisse der Untersuchung machen deutlich, dass gegenüber den üblichen Zählstatistiken primärer Todesursachen Kopfverletzungen häufig überbewertet werden: bei einem erheblichen Teil der Verstorbenen bleibt auch dann eine hohe Sterbewahrscheinlichkeit, wenn die Kopfverletzungen vollständig unberücksichtigt blieben. Beitrag zum Themenschwerpunkt VII Fahrzeugkonstruktion und Sicherheit des Kongresses 1997 der Deutschen Gesellschaft für Verkehrsmedizin e.V., 29. Jahrestagung, Münster, 19. bis 22. März 1997.
Abstract