THC im Strassenverkehr : Ausfallserscheinungen im Kontext der ärztlichen und polizeilichen Beurteilung.

Author(s)
Strohbeck-Kuehner, P. Skopp, G. Lutz, B. Aderjan, R. & Mattern, R.
Year
Abstract

Bei der Beurteilung der Fahrtuechtigkeit unter Cannabiseinfluss ist neben der Hoehe der THC-Konzentration im Serum vor allem die Beurteilung durch die Polizeibeamten und den Blut entnehmenden Arzt von zentraler Bedeutung. Problematisch ist in diesem Zusammenhang zu werten, dass aus der Literatur hinlaenglich bekannt ist, dass zwischen der Hoehe des THC-Spiegels und den Ausfallserscheinungen beziehungsweise Leistungsdefiziten kein deutlicher Zusammenhang besteht. Bezueglich der Beurteilung durch Aerzte und Polizeibeamte stellt sich die Frage, ob diese Beurteilung ausreichend intersubjektiv, das heisst zuverlaessig, valide und verzerrungsfrei, vorgenommen wird. In der vorliegenden Studie wurde untersucht, welche Ausfallserscheinungen bei Kraftfahrern, die unter dem Einfluss von Cannabis am Strassenverkehr teilnahmen, im Rahmen der polizeilichen Kontrolle und der aerztlichen Untersuchung festgestellt wurden und welche Aussagekraft der aerztlichen und polizeilichen Beurteilung der Cannabisbeeinflussung zukommt. Des Weiteren wurde untersucht, ob die Beurteilung durch Aerzte und Polizeibeamte eine ausreichende Interrater-Reliabilitaet besitzt. In Anbetracht der Vielzahl der zu pruefenden Auffaelligkeiten und der damit einhergehenden Gefahr von zufaelligen Einzelbefunden wurden dabei globalere Masse bei der Beurteilung der cannabisbedingten Auffaelligkeiten herangezogen. Die Ergebnisse zeigen, dass die Beurteilung der Fahruntuechtigkeit bei Cannabis-beeinflussten Fahrten mit einem hohen Mass an Unsicherheiten verbunden ist. Im Hinblick auf das nahezu voellige Fehlen eines Zusammenhangs zwischen der objektivierbaren THC-Konzentration und den der subjektiven Beeinflussung unterliegenden Beobachtungen stellt sich die Frage, ob ein engerer Zusammenhang tatsaechlich nicht besteht oder nur das Instrumentarium hierzu nicht ausreicht. Insbesondere die auffallend geringe Uebereinstimmung zwischen aerztlicher und polizeilicher Beurteilung laesst Zweifel aufkommen, ob mit diesen Instrumenten eine zuverlaessige und valide Erfassung der Auswirkungen des Cannabiskonsums moeglich ist. Instrumente, die zumeist auf eine subjektive Beurteilung ausgelegt sind, sind, wie dies auch die Ergebnisse der vorliegenden Studie zeigen, anfaellig fuer die bekannten Beurteilungsverzerrungen wie so genannte "Halo-Effekte" oder "Primacy-Effekte". Problematisch erscheint, dass das Instrumentarium zu allgemein konzipiert und primaer zur Erkennung des Konsums illegaler Rauschmittel geeignet ist. Gegenueber einer vorwiegenden Erfassung des erfolgten Konsums von Cannabis ist derzeit noch nicht klar, durch welche Art von Tests vor Ort gerichtsverwertbare Rueckschluesse auf eine aktuelle (verkehrs-)relevante Beeintraechtigung durch das Rauschmittel zuverlaessig zu erfassen sind. (A) Beitrag zum Themenbereich III. "Alkohol, Drogen und Medikamente" des Kongresses 2005 der Deutschen Gesellschaft fuer Verkehrsmedizin e.V. 33. Jahrestagung, Bonn, 10. bis 12. Maerz 2005. Siehe auch Gesamtaufnahme des Kongresses, ITRD-Nummer D357801.

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C 36989 (In: C 35730 S) /83 / ITRD D357838
Source

In: Kongressbericht 2005 der Deutschen Gesellschaft für Verkehrsmedizin e.V., 33. Jahrestagung, Bonn, 10. bis 12. März 2005, Berichte der Bundesanstalt für Strassenwesen `Mensch und Sicherheit', Heft M 171, p. 174-177

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