Das Referat ist ein Plädoyer für den Einsatz tiefenpsychologischer Methoden in der Langzeitrehabilitation alkoholauffälliger Kraftfahrer. Das Konzept der "Alkoholneurose" stellt die "Wozu"-Frage in den Mittelpunkt der Betrachtung. Nach diesem Konzept ergibt sich keine Notwendigkeit, zwischen "normalem" und "neurotischem" Trinken streng zu unterscheiden. Bei den Widerstandsphänomenen zeigt sich vor allem eine vehemente Abwehr der erlebten Abstempelung zum Alkoholiker. Der Therapeut muss hier nach Vermittlungsmöglichkeiten suchen, wobei der vieldeutige Begriff "Alkoholproblem" sich oft als hilfreich erweist. Im Sinne einer positiven Übertragung wird der Therapeut, der zunächst als neuer Aggressor wahrgenommen wird, durch Empathie, Kompetenz und Sachlichkeit eine Basis für die Zusammenarbeit herstellen. Im Hinblick auf die notwendige Motivation wird darauf abgehoben, dass es von der Persönlichkeit des Therapeuten abhängt, welches Beziehungsmuster sich in jedem einzelnen Fall ausbildet. Dabei gehört es zu den wichtigsten Aufgaben des Therapeuten, einen echten Stil zu entwickeln, der Ansatzpunkte für ein haltbares Beziehungsmuster möglich macht. Abschliessend wird dafür plädiert, im Hinblick auf eine Stabilisierung solche Strukturen zu entwickeln, die die Konkurrenzfähigkeit von wissenschaftlich fundierten Langzeitrehabilitationen ermöglichen. Beitrag zum Arbeitskreis 5 "Psychologische Interventionskonzepte, -techniken" des 6. Internationalen Workshop "Driver Improvement" vom 20. bis 22. Oktober 1997 in Berlin.
Abstract