Überlegungen zur Einführung einer zweiphasigen Fahrausbildung auf freiwilliger Basis in Deutschland.

Author(s)
Schulte, K.
Year
Abstract

Die Gruppe der jungen Erwachsenen hat ein deutlich hoeheres Unfallrisiko als andere Altersgruppen. Die Fahrerlaubnis ist haeufig eine Notwendigkeit, um in der Gesellschaft Fuss zu fassen. Vor diesem Hintergrund ist das Fuehren eines Kraftfahrzeuges als soziales Handeln zu verstehen, das zum Erwachsenwerden gehoert. Das Institut Rheingold (2000) stellt fest, dass sich Entwicklung und Stilbildung nur schrittweise und mit peinlichen Uebergaengen vollziehen koennen. Schrittweises Lernen und das Aushalten peinlicher Uebergaenge entspricht jedoch nicht den kulturellen Leitbildern Mobilitaetswahn und Perfektionszwang. Zur Schaffung von notwendigen Entwicklungsraeumen und der Moeglichkeiten, das unberechenbare System Verkehr langsam zu "er-fahren", werden seit 1996 in einer Arbeitsgruppe des Deutschen Verkehrssicherheitsrats (DVR) die Moeglichkeiten und Inhalte einer obligatorischen "Zweiphasigen Fahrausbildung" eroertert und diskutiert. Da die Einfuehrung in Deutschland derzeit nicht moeglich ist, wird in einem ersten Schritt eine "Zweiphasige Fahrausbildung" auf freiwilliger Basis modellhaft in einigen Bundeslaendern eingefuehrt und wissenschaftlich begleitet. Im DVR-Datenerhebungsprojekt "Kritische Situationen im Blickfeld des Fahrdaten-Speichers" KriSiS wurden psychologische Bedingungszusammenhaenge ermittelt, die es gestatten, Aussagen darueber zu treffen, wie sich kritische Fahrereignisse bei der Gruppe der jungen FahrerInnen entwickeln und welche Begleitumstaende kritische Situationen provozieren koennen. Die ermittelten Ereignistypen und Begleitumstaende zeigen, dass junge FahrerInnen sich durchaus mit dem Strassenverkehr beschaeftigen. Sie verspueren einerseits den Wunsch, Antworten und Rueckmeldungen ueber das eigene Fahren zu bekommen, andererseits sehen sie sich aber als professionelle Fahrer und stellen sich entsprechend dar. Die Fahrausbildung ist in der Lage, den Grundstein fuer ein sicheres Fahren zu liefern, sie kann nicht auf die Erfahrungswelt der Fahrerlaubniswerber zurueckgreifen. Nach einem Jahr Fahrpraxis waechst die Gefahr, dass die urspruengliche, bei den meisten Fahranfaengern vorhandene Zurueckhaltung allmaehlich aufgegeben wird und eine truegerische Scheinsicherheit entsteht. Die Befunde aus dem Projekt KriSiS bestaetigen die Notwendigkeit einer zweistufigen Fahrausbildung eindringlich. Die DVR-Projektgruppe "Zweiphasige Fahrausbildung" hat im Jahr 2001 auf der Basis dieser Erkenntnisse und der verschiedenen Vorarbeiten den "Sicherheitskurs fuer Fahranfaenger (SKF)" konzipiert. Teilnehmer koennen Inhaber einer Fahrerlaubnis der Klasse B sein, die bereits ueber Fahrpraxis verfuegen und seit mindestens 6 Monaten den Fuehrerschein besitzen. Der Kurs besteht aus 3 Gruppensitzungen, einer Uebungs- und Beobachtungsfahrt sowie praktischen Sicherheitsuebungen fuer Fahranfaenger. Die praktischen Sicherheitsuebungen werden von speziell ausgebildeten Instruktoren des DVR-Sicherheitstrainings, alle anderen Kurselemente durch speziell ausgebildete Fahrlehrer durchgefuehrt. Als Anreiz fuer die Teilnahme sollen die Teilnehmer im Anschluss an den Kurs eine Verkuerzung ihrer Probezeit um 1 Jahr beantragen koennen. SKF soll zunaechst erprobt werden. Eine Begleituntersuchung ist vorgesehen. Nach einer Optimierung des Programms soll in einer zweiten Evaluation die Wirksamkeit der Massnahme untersucht werden. Zur Gesamtaufnahme siehe ITRD D346886. (KfV/A).

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Library number
C 26251 (In: C 26235 CD-ROM) /83 / ITRD D346902
Source

In: Berichte 7. Internationaler Kongress "Driver Improvement", Salzburg, Austria, 8.-10. Oktober 2001, Ohne Seiten, 8 ref.

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