Veränderungsblindheit im Strassenverkehr.

Author(s)
Dornhoefer, S.M. Helmert, J. Rothert, A. Unema, P.J.A. & Velichkovsky, B.M.
Year
Abstract

Nach einfuehrenden Bemerkungen ueber das Phaenomen der Veraenderungsblindheit (Veraenderungen einer Szene werden nicht bemerkt) werden die Ergebnisse zweier Experimente berichtet. Im ersten Experiment, in dem Veraenderungsblindheit in einer statischen Umgebung untersucht wurde, betrachteten 24 Probanden in zufaelliger Reihenfolge jeweils 300 Fotos von unterschiedlichen Verkehrssituationen, die auf einem Computermonitor dargeboten wurden. Ein Bild mit verkehrsrelevanter oder verkehrsirrelevanter Veraenderung wurde waehrend eines Lidschlags, einer Sakkade oder eines Blanks dargeboten; in der Kontrollbedingung wurde das veraenderte Bild waehrend einer Fixation, also unverdeckt dargeboten. Es zeigte sich, dass verdeckte relevante Veraenderungen durchschnittlich deutlich haeufiger und schneller erkannt wurden als verdeckte irrelevante Veraenderungen. Dieser Relevanz-Effekt zeigte sich bei allen Verdeckungsbedingungen, bei der Entdeckungswahrscheinlichkeit und bei der Entdeckungszeit. In allen Verdeckungsbedingen wurden Additionen mit einer Rate von mindestens 90 Prozent besser erkannt als Subtraktionen. Beim zweiten Versuch zur Untersuchung der Veraenderungsblindheit in einer dynamischen Umgebung absolvierten 12 Probanden eine 40-minuetige innerstaedtische Fahrt in einem Fahrsimulator. Sie sollten mit einer Richtgeschwindigkeit von 50 km/h und unter Beachtung der Verkehrsregeln fahren und ploetzlich auftretende Veraenderungen durch das Druecken eines Knopfes am Lenkrad anzeigen. Bei den Veraenderungen handelte es sich ausschliesslich um verkehrsrelevante Additionen, daher ergaben sich sehr hohe Entdeckungsraten. Es zeigte sich weiter, dass Veraenderungen waehrend eines Blanks haeufiger und schneller erkannt wurden als solche, die waehrend einer Fixation stattfanden - es kam zu einem umgekehrten Effekt der Veraenderungsblindheit. Veraenderungen waehrend eines Lidschlags wurden haeufiger erkannt als Veraenderung waehrend einer Sakkade. Da die bei statischer Umgebung gefundenen Effekte der Veraenderungsblindheit in einer dynamischen Umgebung nicht festgestellt wurden, wird vor einer Uebertragung der Ergebnisse aus statischen Untersuchungen zur Veraenderungsblindheit auf dynamische Umgebungen (zum Beispiel auf den Strassenverkehr) gewarnt. Beitrag zum Themenbereich "Sehen und Erkennen".

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Publication

Library number
C 32296 (In: C 32284) /83 / ITRD D352913
Source

In: Verkehrspsychologie : Mobilität - Sicherheit - Fahrerassistenz, 2004, p. 219-234, 28 ref.

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