Verkehrsbiographien jüngerer Fahrer.

Author(s)
Henning, H.J.
Year
Abstract

Die Ergebnisse der vorliegenden Studie basieren auf einem verkehrsbiographischen Entwicklungsmodell, das anhand der theoretischen Überlegungen, darauf bezogener Befragungen von 30 jungen Fahrern sowie einer facettentheoretischen Auswertungsstrategie zur Erstellung von Fahrstiltypen konzipiert wurde. Hieraus wurde unter bestimmten Validitätsgesichtspunkten ein verkehrsbiographisches Inventar (VBI) konstruiert, das sich auf eine Vorstudie (N = 95) zur testtheoretisch abgesicherten Konstruktion von Einstellungsfragebogen stützt. Mit dem VBI wurde die Hauptstudie durchgeführt, in der 177 Interviews mit jungen Fahrern in verschiedenen Verkehrsumwelten geführt wurden. Die Studie konnte zeigen, dass es sich bei dem Begriff der "persönlichen Verkehrsbiographie" um ein wissenschaftliches Konstrukt handelt, mit dem sich fünf unterscheidbare Fahrstiltypen differenzieren lassen: a) Überschätzer fahren riskant, weil sie die objektive Gefährdung auf Grund mangelnder Gefahrenantizipation unterschätzen und gleichzeitig ihr eigenes Fahrkönnen überschätzen (fehlerhafte Prozesse in der Abschätzung der Situationsanforderungen und der Copingfähigkeit). b) Für die Emotional-Labilen ist riskantes Fahrverhalten Teil ihres allgemein risikofreudigen Lebens- und Freizeitstils. Dieser Freizeitstil lässt sie Rahmenbedingungen aufsuchen (Freizeitfahrten bei Dunkelheit), die Unfälle begünstigen. c) Die Rational-Kontrollierenden Fahrer besitzen ein ausgesprochenes Gefahrenbewusstsein und eine starke Berücksichtigung der Realitäten des Strassenverkehrs, was sich auch in den relativ niedrigen Unfallzahlen widerspiegelt. Diesen drei riskanten Fahrtypen ist die dynamisch-emotionale Fahrkomponente gemeinsam, sowie ein Fasziniertsein durch das Fahrzeug, wobei die Emotional-Labilen am stärksten aktiv involviert sind. d) Die Normalen Fahrer zeigen nach einer Abwägung der Kosten-Nutzen-Aspekte und einer Abwägung der Situationsanforderungen und der eigenen Copingfähigkeiten ein eher nicht riskantes Fahrverhalten. e) Die Unsicher Angepassten Fahrer schätzen die Anforderungen der Situation als sehr hoch und ihre eigenen Fertigkeiten eher gering ein. Als Konsequenz der dadurch entstandenen Unsicherheitsgefühle fahren sie langsam und ihrer Einschätzung angemessen. Sie sind die einzige Gruppe, die zu ihren Unsicherheitsgefühlen steht und die die in der Anfängerphase oft auftretenden Unsicherheitsgefühle wahrnimmt und darauf reagiert, was eine realistische und angepasste Fahrweise zur Konsequenz hat. Auf Grund der vorgefundenen Selbstkonzepte und der guten Verkehrsbewährung sollten sich Interventionsmassnahmen an diesem Fahrtyp orientieren. Der "unsicher-angepasste Fahrer" und der "riskant-labile Fahrer" lassen sich neben den "Normal-Fahrern" als auffällige Prototypen gut beschreiben und in ihrer biographischen Entwicklung nachvollziehen. Dabei spielt eine ausgewogene Vorbildfunktion der Eltern die herausragende Rolle. Insgesamt stellen über 1.700 Einzelvariablen die empirische Grundlage der hier skizzierten Forschungsergebnisse dar. Der Beitrag wird durch die Berücksichtigung neuerer Forschungsergebnisse ergänzt. (A)

Request publication

10 + 7 =
Solve this simple math problem and enter the result. E.g. for 1+3, enter 4.

Publication

Library number
C 15472 (In: C 15386 [electronic version only]) /83 / IRRD 344486
Source

In: Verkehrspsychologie auf neuen Wegen : Herausforderungen von Strasse, Wasser, Luft und Schiene : 37. BDP-Kongress für Verkehrspsychologie des Berufsverbandes Deutscher und Österreichischer Psychologinnen und Psychologen und der Föderation der Schweizer Psychologinnen und Psychologen, Braunschweig, 14. bis 16. September 1998 : Band II, p. 755

Our collection

This publication is one of our other publications, and part of our extensive collection of road safety literature, that also includes the SWOV publications.