Es wird über die Problematik der Integration von Einwanderern aus der ehemaligen Sowjetunion berichtet. Besondere Auswirkungen ergeben sich offensichtlich bei jenen Immigranten, bei denen Wunschvorstellung (Deutscher zu sein) und Realität (nicht als solcher behandelt zu werden) stark auseinander klaffen. Dies führt zu sozialen Desintegrationsprozessen. Insofern ist es kein Wunder, dass mit vertrauten Menschen und in bekannten Ritualen, zu denen das gemeinsame Trinken gehört, Fremdheit überwunden und Gemeinsamkeit gesucht wird. Verstärkt wird die Orientierungslosigkeit durch mangelnde Sprachbeherrschung, die von zentraler Bedeutung ist für die Identitätsentwicklung und die kulturelle Integration. Resignation kann unter Alkoholeinwirkung in regelmissachtendes Verhalten umschlagen. Bei einer Befragung von 57 Einwanderern aus der ehemaligen Sowjetunion wurden Hinweise auf brüchige Regelakzeptanz deutlich: zum Beispiel vertraten 43 Prozent die Auffassung, dass die Einhaltung von Gesetzen und Regeln eher eine Frage des öffentlichen Sprachgebrauchs sei, im Verborgenen jedoch andere Massgaben Gültigkeit hätten.
Abstract