Durch eine Vor- und Nachbefragung sowie mittels eines Kontrollgruppenvergleichs wurde die Wirksamkeit eines Kurses für Trunkenheitstäter im Strassenverkehr untersucht, dass im Rahmen des Strafvollzugs in der sogenannten "Halbgefangenschaft" durchgeführt wird. Die Evaluation des Kursprogramms hinsichtlich der Effektivität der Intervention wird von den Autoren als negativ bezeichnet. Die Senkung der Rückfallquote der nachgeschulten Trunkenheitstäter, gemessen an der Strafregistereintragung, wurde nicht erreicht: die objektive Rückfallrate der Untersuchungspopulation liegt für Trunkenheitsdelikte bei etwa 20 Prozent und ist somit der Rückfallquote der Voruntersuchung vergleichbar. Festgestellter Rückgang beim Trinkkonsum der Untersuchten wird auf einen generellen Rückgang des Alkoholkonsums in der Schweiz zurückgeführt. Als ein wichtiges Kursziel war die erhöhte Bereitschaft der Kursteilnehmer für eine Alkoholberatung oder für die Aufnahme einer Alkoholismusbehandlung definiert worden. Die Nachuntersuchung zeigte jedoch keinerlei signifikant höhere Bereitschaft der Kursteilnehmer für solche Inanspruchnahmen, obwohl es für diesen Zweck eine eigens entwickelte Kurseinheit gab. Die mangelnde Effektivität des untersuchten Nachschulungskurses wird durch die Kürze der Intervention erklärt. Gefordert wird eine ausführliche diagnostische Abklärung einer denkbaren Alkoholabhängigkeit vor Kursbeginn. Ausserdem wird gefordert, die Inhalte der Nachschulungskurse gezielter auf den Problemkreis "Fahren und Trinken" zuzuschneiden. Eine Sensibilisierung von Alkoholabhängigen für eine Alkoholberatung oder sogar eine Alkoholismusbehandlung wird im Rahmen einzelner Nachschulungsmodelle für illusorisch gehalten. Beitrag zum Arbeitskreis 4 "Evaluation" des 6. Internationalen Workshop "Driver Improvement" vom 20. bis 22. Oktober 1997 in Berlin.
Abstract