Das Fahrerlaubnisprüfungssystem und seine Entwicklungspotenziale : Innovationsbericht 2009/2010. [System of driving licence testing and its development potential : Innovation report 2009/2010.]

Auteur(s)
TÜV | DEKRA arge tp 21 (Hrsg.)
Jaar
Samenvatting

Innovationsberichte dienen dem Ziel, alle zwei Jahre über die mit der mittel- und langfristigen Weiterentwicklung des Fahrerlaubnisprüfungssystems zusammenhängenden Forschungs- und Entwicklungsprozesse sowie ihre Ergebnisse zu informieren. Mit Hilfe der Innovationsberichte kann somit die Qualität, die Planmäßigkeit und die wissenschaftliche Absicherung der Weiterentwicklung der Fahrerlaubnisprüfung beurteilt werden. Der vorliegende Innovationsbericht beschreibt die Hauptschwerpunkte der Tätigkeit der TÜV | DEKRA arge tp 21 im Hinblick auf die Theoretische Fahrerlaubnisprüfung für den Berichtszeitraum 2009/2010. Diese lagen in (1) Arbeiten zur Modellierung von Fahrkompetenz, in der (2) Evaluation und Weiterentwicklung der traditionellen Aufgabenformate und der Prüfungsmethodik, in der (3) Durchführung von Forschungsarbeiten zur Verwendung computergenerierter dynamischer Fahrszenarien und in der (4) Erschließung innovativer Aufgabentypen zur Prüfung von bislang nicht ausreichend geprüften Fahrkompetenzkomponenten im Bereich des Handlungswissens. Zu (1): Unter Berücksichtigung von inhaltlichen Anforderungsebenen des Fahrverhaltens (zum Beispiel DONGES, 2009) und Aneignungsstufen von Fahrkompetenz (zum Beispiel GRATTENTHALER, KRÜGER & SCHOCH, 2009) wurde ein „Fahrkompetenzstrukturmodell“ entworfen, um inhaltliche Komponenten der Fahrkompetenz darin einzuordnen und die Prüfungsaufgaben dementsprechend strukturieren zu können. Weiterhin lassen sich damit prototypische Anforderungssituationen zur Operationalisierung von Prüfungsinhalten erarbeiten sowie die Inhaltsbereiche und Fahrkompetenzbereiche beschreiben, welche durch verschiedene Prüfungsformen abgedeckt werden können. Zu (2): Mit der Einführung der TFEP am PC wurden die technischen Rahmenbedingungen der Prüfungsdurchführung evaluiert (zum Beispiel Bewerberprüfprogramm) und Optimierungsmöglichkeiten zur Verbesserung der Manipulationssicherheit umgesetzt (zum Beispiel Aufhebung der festen Verknüpfung von Grund- und Zusatzbogen, randomisierte Darbietungsreihenfolgen der Prüfungsaufgaben und Anordnung der Antwortalternativen innerhalb der einzelnen Aufgaben). Die auf dem Revisionsprojekt aufbauende kontinuierliche Evaluation der Prüfungsaufgaben und Paralleltests durch das Institut für Prävention und Verkehrssicherheit (IPV) zeigte grundsätzlich, dass die große Mehrheit der eingesetzten Prüfungsaufgaben unter Abwägung unterschiedlicher testpsychologischer Kriterien ihre Funktion zur Überprüfung der jeweiligen Kompetenzen erfüllt. Zu (3): Zur Verbesserung der Darbietungsformen beziehungsweise Instruktionsformate wurde von der TÜV | DEKRA arge tp 21 die Softwarelösung „VICOM“ entwickelt. Mit dieser Software wurden zum einen die bisher verwendeten Fotos durch computergenerierte statische Abbildungen ersetzt, die mit geringem Aufwand erstellt und variiert werden können. Zum anderen wurde dadurch die Erarbeitung von dynamischen Videosequenzen ermöglicht. Die Erprobung von Aufgaben mit dynamischer Situationsdarstellung deutet darauf hin, dass die intendierte Erfassung der Kompetenzen zur Gefahrenerkennung mit dem neuen Instruktionsformat, das keine Lösungshinweise im Abschlussbild mehr enthält, besser gelingen könnte (FRIEDEL, WEIßE & RÜDEL, 2010). Zu (4): Entwicklungspotenziale für die TFEP werden insbesondere bezüglich der Erfassung von Handlungskompetenzen im Bereich der Verkehrswahrnehmung und Gefahrenvermeidung deutlich. Diese verkehrssicherheitsrelevanten Kompetenzen können in der traditionellen „Wissensprüfung“ nicht geprüft werden, da ihre Aneignung beim Fahrerlaubnisbewerber Fahrerfahrungen voraussetzt, die zum Prüfungszeitpunkt in der Regel noch nicht gegeben sind. Auch in der traditionellen Fahrprüfung ist eine Erfassung dieser Kompetenzen nur eingeschränkt möglich, weil die Anforderungssituationen im Realverkehr nicht beliebig vom Fahrerlaubnisprüfer gesteuert werden können und Gefahrensituationen aufgrund von Sicherheitserfordernissen auch nicht herbeigeführt werden dürfen. Daher erscheint es notwendig, im Rahmen der deutschen Fahrerlaubnisprüfung eine innovative Prüfungsform zu entwickeln, bei der Verkehrs- und insbesondere Gefahrensituationen realitätsnah am Computer simuliert und zur Operationalisierung der obengenannten Kompetenzkomponenten genutzt werden. Derartige „Verkehrswahrnehmungstests“ (beziehungsweise „Hazard Perception Tests“) finden sich bereits in den Fahranfängervorbereitungssystemen einiger europäischer und überseeischer Länder. Zur weiteren Ausschöpfung der Potenziale der Fahrerlaubnisprüfung in Deutschland muss ihre Weiterentwicklung unter Berücksichtigung des Gesamtsystems der Fahranfängervorbereitung erfolgen. Zur Steigerung der Effizienz der Fahranfängervorbereitung sind die Qualitätssicherungs- und Weiterentwicklungsmaßnahmen neben Input-Vorgaben wie Lehrpläne und Prüfungsrichtlinien stärker auf Output-Vorgaben wie das von den Fahranfängern zu erreichende Kompetenzniveau zu fokussieren. In festzulegenden Ausbildungsstandards müssen Niveaustufen der Fahrkompetenz, die Fahranfänger bei den Übergängen zwischen den einzelnen Phasen der Fahranfängervorbereitung mindestens erreicht haben sollen, so konkret beschrieben werden, dass sie in Prüfungsaufgaben umgesetzt und im Rahmen der Fahrerlaubnisprüfungen erfasst werden können. (Author/publisher)

Publicatie

Bibliotheeknummer
20131779 ST [electronic version only]
Uitgave

Bergisch Gladbach, Bundesanstalt für Strassenwesen BASt, 2013, 69 p., 68 ref.; Berichte der Bundesanstalt für Strassenwesen : Mensch und Sicherheit ; Heft M 239 - ISSN 0943-9315 / ISBN 978-3-95606-035-9

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