Das thematische Testsystem "Corporal" zur Erfassung von Funktionen der Aufmerksamkeit.

Das vorgestellte Testsystem "Corporal" erlaubt die Abgrenzung von diffuser und fokussierter sowie von selektiver und verteilter Aufmerksamkeit bei Wahlreaktionen. Mit einem fuer alle Testanforderungen einheitlichen Antwortgeraet, einer Art Tasten-Maus, reagiert man mit den Tasten oben, links, rechts oder unten. Mit den Testanforderungen werden auch Grundvariablen der Reaktions-, Konzentrations- und Orientierungsfaehigkeit sowie der Belastbarkeit miterfasst, das heisst alle Anforderungen gemaess Anlage 5.2 der Fahrerlaubnis-Verordnung (FeV). Mit etwa zweiminuetiger Durchfuehrungszeit fuer einen der sieben Subtests (insgesamt 15 Minuten reine Testdurchfuehrung, 15 Minuten fuer Gutachtenerstellung gemaess Anlage 5.2 der FeV) ist das Verfahren sehr zeitoekonomisch bei hoher Differenziertheit der Auswertung (Reaktions-Zeitverlauf, Speed-Accuracy-Trade-Off-Diagramm, kombinierter Leistungskennwert, Spezialeffekte). Wegen der hohen Messgenauigkeit (Reliabilitaetswerte zwischen rtt = .93 und .97) ist fuer die Normierung des Verfahrens eine Stichprobengroesse von N = 250 statistisch hinreichend. In Untersuchungen zur Relevanz des Corporal fuer die Beantwortung verkehrspsychologischer Fragestellungen konnte unter anderem das Vorhandensein kurzfristig aktivierbarer Reserven selektiver Aufmerksamkeit als Spezialeffekt nachgewiesen werden, der zum Beispiel fuer die Beurteilung alkoholbedingter Leistungsdefizite von Bedeutung sein kann. Eine Untersuchung zur Wirkung der Alkoholabstinenzdauer auf die Testleistung von stationaeren Entwoehnungspatienten erbrachte bei den Variablen Alter und Komplexitaet der Testanforderung differenzierte Restitutionsverlaeufe. Als Hauptergebnis hat sich gezeigt, dass es bei allen Patienten zunaechst zu einer Verschlechterung der Testleistung kommt, am ehesten als Entzugserscheinung interpretierbar. Beitrag zum Themenbereich II "Alkohol, Drogen, Medikamente, Verkehrssicherheit" der 31. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft fuer Verkehrsmedizin e.V., Frankfurt am Main, 22. bis 24. Maerz 2001.