Es werden verschiedene Aspekte der Verfälschung von Aussagen Unfallbeteiligter diskutiert. Der Gerichtssachverständige muss die Zusammenhänge zwischen subjektiver und objektiver Wahrheit immer wieder herausarbeiten, wobei er sich in die Lage der vernommenen Personen versetzen muss und dabei zu überlegen hat, welchen Eindruck die betreffende Person vom Geschehensablauf gewinnen konnte. Dabei müssen die Grenzen der psychophysischen Auffassungsmöglichkeiten und Fragen des Gedächtnisses berücksichtigt werden. Auch die Tendenz, jeden Verkehrsunfall auf Verschulden zurückzuführen und dementsprechend zu ahnden, ist für die Einschätzung von Aussagen Unfallbeteiligter zu berücksichtigen. Bei der Bewertung von Aussagen sind auch Beruf und Charaktereigenschaften sowie Solidarisierungseffekte und Verallgemeinerungen zu beachten. Personen mit Autoritätsberufen, wie beispielsweise Lehrer oder Polizeibeamte, geben selten Erinnerungslücken oder Beobachtungsmängel zu. Auch das Phänomen der Schuldverdrängung kann zu verfälschten Aussagen führen. Besonders bei gravierenden Unfällen ist diese Form des Selbstschutzes häufig zu beobachten.
Samenvatting