Massnahmen zur Steigerung der Verkehrssicherheit erstrecken sich bisher weitgehend auf Verbesserungen der Strasseninfrastruktur und der Fahrzeugtechnik, auf Aufklärung und Information sowie auf das Verkehrs- beziehungsweise Strafrecht. Die Möglichkeiten der Beeinflussung der Verkehrssicherheit über finanzielle Anreize im Versicherungssystem sind bisher weitgehend unerforscht und werden noch nicht genutzt. Die Untersuchung stützt sich auf eine Analyse des bestehenden Versicherungssystems, auf Erfahrungen, die mit neuen Ansatzpunkten im Ausland erzielt wurden, sowie auf die Erkenntnisse aus Expertengesprächen. Es werden die Ausgestaltungsmöglichkeiten herausgearbeitet, die Wirkungen auf das Unfallgeschehen untersucht, Rechtsfragen geklärt und konkrete Vorschläge für finanzielle Versicherungsanreize unterbreitet. Ausser der Kfz-Versicherung werden auch finanzielle Anreize bei anderen privaten Versicherungen und im Sozialversicherungssystem untersucht. Das Unfallgeschehen und dessen Beeinflussbarkeit werden in bezug auf drei Unfalldeterminanten untersucht: das Verhalten der Verkehrsteilnehmer, Fahrzeugmerkmale und Fahrleistungen. Es zeigt sich, dass die stärkere persönliche Haftung des Verkehrsteilnehmers, zum Beispiel durch eine stärkere Spreizung des Bonus-Malus-Systems, die Einführung einer Selbstbeteiligung in der Kfz-Haftpflichtversicherung oder einen stärkeren Fahrzeugführerbezug, den grössten Erfolg verspricht. Dieses Ergebnis wird durch eine Expertenbefragung untermauert. Die Experten messen dem heutigen Bonus-Malus-System bereits wesentliche Anreize zur Verkehrssicherheit bei, halten jedoch durch haftungserweiternde Massnahmen weitere bedeutende Verbesserungspotentiale für erschliessbar. Zusätzlich zu den Möglichkeiten der Verbesserung der Verkehrssicherheit wird untersucht, wie hoch die Kosten für Verkehrsunfälle sind, die nicht durch Kfz-Versicherungen gedeckt sind, sondern auf andere Versicherungssysteme (insbesondere Sozialversicherung) abgewälzt werden. Mehrere Vorschläge zur Internalisierung dieser Kosten werden diskutiert. Abschliessend wird in einer juristischen Expertise erörtert, inwieweit die Vorschläge zur Umgestaltung der Versicherungssysteme mit geltendem Recht vereinbar sind und welcher rechtliche Handlungsbedarf besteht. Dabei wird deutlich, dass die Verwirklichung einiger Massnahmen rechtlich problematisch erscheint und weitgehende Anpassungen der Gesetze erfordern. Die Ergebnisse des Forschungsprojektes zeigen, dass über die Ausgestaltung von Versicherungen Unfallvermeidungspotentiale erschlossen werden können. Aus diesem Grund sollten Anreize im Versicherungssystem ein stärkeres Gewicht als integrativer Bestandteil eines umfassenden Verkehrssicherheitskonzepts bekommen. (A) Bericht zum Forschungsprojekt 2.9331 (IDS-Nummer 704857) der Bundesanstalt für Strassenwesen. Titel in Englisch: Improving traffic safety through insurance incentives. English abstract: Up to now measures for improving traffic safety have mainly been restricted to improving road infrastructure and vehicle technology as well as education and information campaigns, together with the road traffic law and the criminal law. The possibilities of influencing traffic safety through financial incentives in the insurance system have up to now been largely unexplored and are still not being used. The investigation is based on an analysis of the existing insurance system, on experiences made abroad with the new approaches and on the knowledge gained from expert talks. The possibilities for arranging incentives are worked out, their impact on accidents is investigated, legal questions are clarified and for financial insurance incentives are put forward. Apart from motor vehicle insurance, financial incentives with other private insurances and in the social security insurance system are also investigated. Accidents and the extent to which they can be influenced are investigated on the basis of three accident determinants: a) the behaviour of road users, b) features and c) performance of vehicles. lt has become evident that the more intensive personal liability of the road user, for instance through a more intensive spreading of the bonus-malus stem (rewards and penalties), the introduction of self-participation in motor vehicle insurance or taking more account of the vehicle driver promises the most success. This result is backed up by an expert inquiry. The experts believe that the current bonus-malus system already provides great incentives for traffic safety. However, they also think that measures to extend liability could tap further important potential for improvement. In addition to the possibilities for improving traffic safety, investigations are carried out on how high the costs are for road accidents which are not covered by motor vehicle insurance but, instead, are imposed on other insurance systems (in particular social security insurance). Several proposals for internalising these costs are debated. Finally, a juristic expertise explains how far the proposals for rearranging the insurance systems are compatible with the law in force today and which legal need for action there is. Here it becomes evident that the realisation of some measures appears problematic in legal terms and requires far-reaching adaptations of the laws. The results of the research project show that accident prevention potential can be tapped through rearranging insurances. For this reason incentives in the insurance system should be given greater importance as an integrated part of a comprehensive traffic safety system. (A)
Samenvatting