Ältere Kraftfahrer sind in der Unfallstatistik - absolut gesehen - unterrepräsentiert und auch relativiert an ihrer Fahrleistung keine herausragende Problemgruppe. Ältere Fahrer werden weitaus seltener auffällig durch Alkohol- oder Tempodelikte als jüngere, eher aber durch "unsichere Fahrweise", durch Verstösse gegen Vorfahrberechtigung, durch Bagatellunfälle. Wenn ältere Fahrer Zweifel an ihrem verkehrssicheren Verhalten aufkommen lassen, reicht es im Rahmen psychologischer Begutachtung nicht aus, das Leistungsverhalten mit Hilfe von Testverfahren oder einer Fahrprobe zu prüfen, sondern es kommen auch Persönlichkeit und Biographie ins Spiel. An zwei Falldarstellungen wird erläutert, dass in der Biographie und in den im Lebenslauf entwickelten Handlungsorientierungen bedeutsame Faktoren feststellbar sein können, die bei der Prognose künftigen Verhaltens eine Rolle spielen. Diagnostische Bemühungen um biographisch verankerte Handlungs- und Lebensorientierungen sind nicht nur bei älteren Kraftfahrern sinnvoll. Sie markieren den Übergang von der qualifizierenden Eignungsdiagnostik zu förderungs- und therapieorientierten Diagnostik, was auch im Falle jüngerer Probanden sinnvolle Perspektiven eröffnet.
Samenvatting